Trendreport 2018 von Xing Events

KI und Machine Learning werden Events automatisieren

Die digitale Transformation ist längst auch in der Eventbranche angekommen. Wohin konkret führt dieser Umbruch und welche Megatrends haben eine unmittelbare oder indirekte Relevanz für die Eventbranche? Diesen Fragen geht der aktuelle Trendreport von Xing Events nach. Über sechs relevante Megatrends haben sich sechs Experten bei einem – ganz und gar analogen – Gespräch in Hamburg ausgetauscht und deren Bedeutung für die Eventbranche diskutiert.

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Philipp Westermeyer, Prof. Dr. Cai-Nicolas Ziegler und Katrin-Cécile Ziegler (v.l.) (Bild: Xing Events)

Trend I: Automatisierung von Events durch Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning

KI und lernende Maschinen wurden von der Runde eindeutig als Problemlöser standardisierter und wiederkehrender Aufgaben definiert, die Datenmengen strukturieren und daraus neue Informationen ableiten. Sie werden Prozesse des Eventmanagements zukünftig stärker beeinflussen und automatisieren und so helfen, Events noch effizienter zu gestalten. Konkrete Beispiele sieht Prof. Dr. Cai-Nicolas Ziegler, CEO Xing Events, etwa in der Mustererkennung von Bildern und der Klassifikation von Texten: „Das Sammeln von Data Traces vor, während und nach einer Veranstaltung wird in der Eventindustrie einiges in Schwung bringen. Man kann damit ganz gezielt Informationen herausfiltern etwa über den besten Zeitpunkt, ein Event auf einer Messe zu vermarkten, oder die effektivste Anordnung von Messeständen, um Besucher dorthin zu leiten.“ Technologie, so fügt er hinzu, könne Events nachhaltig verbessern, zunächst würde sie als Hürde wahrgenommen, die es zu überwinden gelte.

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Auch Alexander Franke, CEO und Mitbegründer des Start-ups botconnect, ist sich sicher, dass KI großen Einfluss auf Events nehmen wird: „Der Grund dafür ist, dass jetzt umfangreiche Frameworks wie Google TensorFlow und Services zur Verfügung stehen, die es ermöglichen, KI in der Breite zu nutzen. Auf Basis der aktuell verfügbaren Hardware und Datenmengen kann ich heute mit einem kleinen Team von zwei, drei Werkstudenten Lösungen anbieten, für die man vor vier Jahren noch ein Team von 50 Leuten gebraucht hat.“ In diesem Zusammenhang sieht auch Christoph Sedlmeir, CEO und Mitbegründer der doo GmbH, große Chancen für ein passgenaueres Einladungsmanagement von Corporate Events: „Wenn ich weiß, dass sich eine Person für Events zu einem bestimmten Thema interessiert, kann ich daraus ableiten, welche anderen Events für sie Relevanz haben und zielgerichtet genau diese Person gegebenenfalls auch noch mit dem Hinweis auf einen bestimmten Speaker einladen.“

Richard Caelius, Geschäftsführer, EMEA bei eventbase, London, geht noch einen Schritt weiter: „Im Hinblick auf Messebesucher können wir durch Beacons, die in Badges integriert sind, in Kombination mit Android-basierten Basisstationen ‚Lead Scoring‘ betreiben, also auf Basis von KI und Konnektoren Bewegungs- und Benutzerprofile erstellen – wenn auch anonym, aufgrund von DSGVO. So ist es uns heute schon möglich, dass etwa Sales-Mitarbeiter an einem Messestand wissen, welche Interessen der Besucher hat, der vor ihnen steht, und so können sie ihm genau die Informationen liefern, die für ihn relevant sind.“

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Christoph Sedlmeir, Alexander Franke und Richard Caelius (v.l.) (Bild: Xing Events)

Trend II: Big Data wird durch große Technologieanbieter nutzbar

Große Technologieanbieter und Plattformbetreiber entwickeln schon heute innovative Eventlösungen durch die Auswertung von Big Data. Doch noch adaptieren Veranstalter diese nur zögerlich, ein Hindernis seien noch die vergleichsweise hohen Kosten. „Eventveranstalter investieren einen Großteil ihres Budgets in Speaker, das Setup und die physikalische Infrastruktur. Digitale Systeme, die dahinterstehen, machen derzeit höchstens 10% bis 20% aus“, erläutert Richard Caelius. Für Innovationen, da ist sich die Runde einig, bräuchte man einen besseren Zugriff auf große Datenmengen. „Bei Veranstaltern von Events kommen aber meistens nicht genug Daten zusammen, selbst beim OMR mit 40.000 Teilnehmern nicht, das ist noch keine Big Data“, meint Cai-Nicolas Ziegler. „Zumal die Verhaltensmuster, die ich auf einem Event beobachten kann, nur schwer für andere Events zu generalisieren sind.“

Genau darin bestehe der einzigartige Vorteil von Xing Events: „Wir können auf Daten von mehreren Millionen Events zugreifen, die Veranstalter mit uns realisieren. Von der Gesamtheit aller Teilnehmer haben 80% einen Xing-Account, so dass wir deren Profilinformationen durch einfache Clustering-Verfahren – anonymisiert und in aggregierter Form – in die Analyse einfließen lassen können. Das bringt sowohl Veranstaltern als auch Teilnehmern einen Mehrwert. Derzeit arbeiten wir an selbstlernenden Kampagnen. Wir wollen Zielgruppen noch dezidierter ansprechen.“

Trend III: Teilnehmer werden das individualisierte Eventerlebnis fordern

Durch neue Technologien und die Analyse von Teilnehmerdaten rücken die individuellen Teilnehmer zukünftig deutlich mehr in den Fokus. „Ziel maßgeschneiderter Events ist es, ein gemeinsames Erlebnis mit individuellen Inhalten zu schaffen, so dass der Einzelne das Gefühl hat, dass das Event für ihn persönlich konzipiert wurde“, meint Philipp Westermeyer, Geschäftsführer der Online Marketing Rockstars (OMR) und Gründer/Organisator des OMR Festivals, Hamburg. „Ohne genaue Analyse der vorliegenden Teilnehmerdaten ist das nicht möglich. Wer auf diese individuellen Anforderungen von Teilnehmern nicht eingeht, wird nicht mehr wettbewerbsfähig sein.“

Trend IV: Virtuelle Events werden zur echten Alternative

Die Zahl von virtuellen Events wird zunehmen, da sind sich alle einig. Schließlich könnten dadurch nicht nur Kosten eingespart, sondern auch eine größere Reichweite erzielt werden. Dennoch: der persönliche Kontakt und das gemeinsame Erlebnis spielen auf physischen Veranstaltungen weiterhin eine große Rolle, meint Philipp Westermeyer: „Man trifft da auf bekannte und neue Gesichter, sondiert potenzielle neue Mitarbeiter oder einen neuen Arbeitgeber aus. Dafür ist das persönliche Miteinander immer noch wichtig.“ Auch Alexander Franke glaubt an eine „gemeinsame DNA, die in jedem verankert ist, so dass wir gern mit Gleichgesinnten um ein ‚Lagerfeuer‘ sitzen, und das kann Technologie noch nicht abbilden.“ So sieht es auch Richard Caelius, vor allem, wenn es um Messen und Events geht, bei denen reale Produkte vorgestellt werden: „Da ist die Haptik wichtig. Ich nenne das die ‚fünf Zentimeter Erfahrung‘. Das kann derzeit kein virtuelles Event abbilden. Und bis dies mittels AR und VR gelingt, vergehen bestimmt noch mindestens zehn Jahre.“

Digital-Ökonomin und Medientrainerin Katrin-Cécile Ziegler meint, dass virtuelle Messen eine Zukunft vor allem bei sachorientierten Themen haben: „Sie bieten einfach den Vorteil, dass logistische, zeitliche und finanzielle Hürden für Besucher viel geringer sind. Außerdem kann jeder selbst bestimmen, wann er was sehen und erfahren möchte, es gibt keinen vorgegebenen limitierten Zeitraum. Und als Veranstalter kann ich viel globaler agieren, auch die Presse involvieren.“ Zudem sieht sie die Nachhaltigkeit als Treiber virtueller Events – schließlich fielen bei physischen Events jede Menge Müll und Emissionen an. Sowohl Cai-Nicolas Ziegler als auch Christoph Sedlmeir glauben an die mittelfristige Co-Existenz von realen und virtuellen Events. So könne etwa ein Kick-off-Event real stattgefunden haben, die darauffolgenden Termine aber als Videokonferenzen oder virtuelle Events realisiert worden sein, meint Christoph Sedlmeir: „Da hat man dann bereits persönliche Beziehungen sowie eine Wissensgrundlage geschaffen, auf der man aufbauen kann.“

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Christoph Sedlmeir und Alexander Franke (v.l.) (Bild: Xing Events)

Trend V: Der Datenschutz verliert seinen Ruf als Schreckgespenst der Eventbranche

Mit der Möglichkeit, umfangreiche Daten von Teilnehmern zu sammeln, ist die Unsicherheit auf Teilnehmerseite, was die Sicherheit personenbezogener Daten angeht, gestiegen. Es müssen technische und organisatorische Maßnahmen getroffen werden, welche Datenmissbrauch verhindern. Eine DSGVO-konforme Lösung in der automatischen Ermittlung von Zielgruppen sieht Cai-Nicolas Ziegler im Geschäftsmodell von Xing Events: „Für derartige Werbeformen haben Plattformen, ‚Walled Gardens‘ wie Facebook oder Xing, einen deutlichen Vorteil, denn der Nutzer hat seine Einverständniserklärung gegeben und die Daten können für die Targetierung herangezogen werden. Ich glaube, die Werbung wird immer mehr in diese Richtung gehen, denn dadurch kümmert sich die Maschine um die Ermittlung der Zielgruppen, die funktionieren, und nicht der Mensch.“

Trend VI: Chatbots agieren als Berater der Zukunft

Chatbots, also textbasierte Dialogsysteme, welche das Chatten mit einem technischen System erlauben, werden als virtuelle Berater immer wichtiger in der Kommunikation mit den Teilnehmern. Voraussetzung hierfür ist, dass es einfacher wird, Chatbots zu programmieren. „Um gezielt und genau Fragen beantworten zu können, benötigen Chatbots derzeit noch eine Menge manueller Konfiguration“, meint Richard Caelius. „So ist es nicht verwunderlich, dass es sich bisher nur große Unternehmen wie etwa IBM leisten können, dafür viele Ressourcen freizusetzen.“


Diskussionsteilnehmer:

Katrin-Cécile Ziegler, Digital-Ökonomin und Medientrainerin aus Friedrichshafen

Philipp Westermeyer, Geschäftsführer der Online Marketing Rockstars (OMR) und Gründer/Organisator des OMR Festivals, Hamburg

Prof. Dr. Cai-Nicolas Ziegler, CEO Xing Events GmbH, Experte für die Themen Teilnehmermanagement und Eventvermarktung, München

Christoph Sedlmeir, CEO und Mitbegründer der doo GmbH, Dienstleister für Einladungsmanagement und Eventmarketing, München

Alexander Franke, CEO und Mitbegründer des Start-ups botconnect, das sich auf KI-basierte Vertriebslösungen spezialisiert hat, Berlin

Richard Caelius, Geschäftsführer, EMEA bei eventbase, einem der führenden Anbieter von Event-Apps, London


Kostenloser Download: trendreport18.xing-events.com

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