Leiterin des Frankfurt Convention Bureaus

EVENT PARTNER Testimonial: Drei Fragen an Jutta Heinrich

Themen und Trends der Eventbranche, gut recherchiert und auf den Punkt, das schätzt Jutta Heinrich, Leiterin des Frankfurt Convention Bureaus, an EVENT PARTNER. Im Kurzinterview spricht sie über Wandel und den Wert von digitalen Lösungen für die MICE-Arbeit.

Jutta Heinrich
Jutta Heinrich (Bild: #meetfrankfurt, David Vasiczek)

Sie sind bereits seit über 23 Jahren Leiterin des Frankfurt Convention Bureaus. Damit haben Sie den Wandel der Veranstaltungsbranche seit ihren Anfängen sowie sicherlich auch große Veränderungen in der Stadt Frankfurt miterlebt. Wie bewerten Sie diesen Wandel persönlich?

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Jutta Heinrich: In den vergangenen 23 Jahren hat es viele Veränderungen gegeben – zum Glück. Sowohl die Veranstaltungsbranche als auch Frankfurt am Main haben sich in meinen Augen sehr positiv gewandelt. Frankfurt ist immer weltoffener und freundlicher geworden. Auch das Stadtbild hat sich verändert. Wo noch bis Anfang der 2000er das betongraue Technische Rathaus thronte, ist mit der neuen Altstadt ein florierendes Viertel entstanden, das Gäste und Einheimische gleichermaßen anzieht. Der Main ist weiter in den Lebensmittelpunkt gerückt und die Skyline hat den einen oder anderen Wolkenkratzer dazugewonnen. Leider ist die Corona-Pandemie nicht spurlos an Frankfurt vorbeigegangen, beispielsweise hat das Bahnhofsviertel einiges an Attraktivität einbüßen müssen. Da wir natürlich ein großes Interesse daran haben, dass sich unsere Gäste in Frankfurt wohl und willkommen fühlen, befinden wir uns dazu bereits mit verschiedensten Akteuren der Stadt im Dialog, die alle sehr motiviert sind.

Während meiner Zeit als Leiterin des Frankfurt Convention Bureaus haben sich neben dem Frankfurter Stadtbild aber auch unsere Arbeitsweise und unsere Aufgabe stark verändert. Man kann es sich heute kaum noch vorstellen, aber im gesamten Unternehmen gab es, als ich begann, nur zwei internetfähige Computer. Einer davon war meiner. Wir haben so gut wie alles ausgedruckt, gefaxt und abgeheftet. Wir haben auch sehr viel mehr telefoniert als heute. Das hat sich im Laufe der Jahre gewandelt und letztlich hat uns die Pandemie mit der damit einhergehenden Digitalisierung einen großen Sprung nach vorne machen lassen. So schwierig diese Zeit für unsere Branche war, sie hat auch viel Positives hervorgebracht. Online-Formate und hybride Veranstaltungen sind schon längst keine Corona-Modeerscheinung mehr, sondern in den letzten drei Jahren fester Bestandteil des MICE-Business geworden. Außerdem ist klargeworden: Die persönliche Begegnung wird niemals zu ersetzen sein.

Als Convention Bureau haben wir uns darüber hinaus vom klassischen Vermittler zum Impulsgeber weiterentwickelt. Wir verfügen nicht nur über die notwendige Expertise, sondern sind auch innerhalb der Stadt sehr gut vernetzt. Besonders mit Wirtschaft und Politik, was uns bei der Bewerbung für Großkongresse zugutekommt.

Die Stadt Frankfurt und Sie mit dem Team des Convention Bureaus positionieren sich für Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit. Wie stark werden diese Aspekte aktuell bei der Planung von Veranstaltungen angefragt?

Heinrich: Nachhaltigkeit und, als Teil davon, auch Barrierefreiheit beschäftigen unsere Branche schon seit einigen Jahren. Besonders bei Biddings von Verbandskongressen spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle und trägt zu der Entscheidung für oder gegen eine Destination maßgeblich bei. Mit entsprechenden Angeboten, wie beispielsweise Fahrkarten für den ÖPNV, unterstützen wir die Bestrebungen nach mehr Nachhaltigkeit in der Veranstaltungsplanung.

Anders als bei den großen Verbandskongressen werden Nachhaltigkeitsaspekte für kleinere Veranstaltungen häufig erst in der direkten Kommunikation mit dem Hotel oder der Location relevant. Viele Firmen haben eigene Richtlinien in Bezug auf Nachhaltigkeit, die bei der Planung von Meetings und Events berücksichtig werden müssen. Wenn uns eine Anfrage erreicht, sind jedoch zunächst die Kapazität und andere Anforderungen wichtiger. Im Vergleich zu ökologischen Aspekten der Nachhaltigkeit wird Barrierefreiheit bisher nur in seltenen Fällen bei uns und unseren Partnern angefragt. Oft nur dann, wenn die Veranstaltung explizit für eine Zielgruppe mit Handicap gedacht ist. Uns ist sehr wichtig, dass Nachhaltigkeit ganzheitlich angegangen wird, weshalb wir bei der Konzeption unseres neuen IMEX-Stands u.a. auch die Barrierefreiheit berücksichtigt haben.

Wie sehen Sie die Rolle von Convention Bureaus in der Zukunft, wenn schon jetzt viele Planungs-Ideen und Schritte durch digitale Tools erfahrbar und umsetzbar sind und aktuelle Voraussagen lauten, dass künstliche Intelligenz künftig auch die Planung von Veranstaltungen übernehmen können wird?

Heinrich: Ich denke, dass uns digitale Tools und künstliche Intelligenz durchaus bereichern und nichts sind, wovor wir uns fürchten müssen. Schon jetzt profitieren unsere Kundinnen und Kunden von einem Locationfinder auf unserer Website und auch mit Open Data beschäftigen wir uns. Indem es für manche Aufgaben, die früher von CVBs übernommen wurden, inzwischen digitale Lösungen gibt, können wir uns heute viel stärker darauf konzentrieren, Inspirationen und Ideen zu liefern. Expertentum und Insiderwissen wird auch künstliche Intelligenz nicht ersetzen können. Unsere Rolle als Convention Bureau verändert sich auch dahingehend, dass wir durch Aspekte wie zum Beispiel Legacy viel stärker in Teile der Veranstaltungsorganisation eingebunden sind. Und auch unser Wirken in der Stadt ist inzwischen ein anderes, denn wir vermarkten Frankfurt nicht mehr nur als idealen Standort für Tagungen und Kongresse, wir entwickeln die Stadt anhand von Kundenbedürfnissen dahingehend weiter. Darüber hinaus ist und bleibt unsere Branche ein „People Business“, und das in jeder Hinsicht.

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