Eventausbildung an Hochschulen

Brancheninsider werden: Ausbildung mit Praxisanteil

Die Ausbildung des Nachwuchses in der Veranstaltungsbranche ist auch an den Hochschulen angekommen und sowohl Angebot als auch Nachfrage nach solchen Spezialstudiengängen steigen. Fragt sich nur – brauchen wir das? Prof. Dr. Thomas Bauer, Studiengangsleiter Messe-, Kongress- & Eventmanagement an der DHBW Ravensburg im Interview!

Interview mit Prof. Dr. Bauer, Studiengangsleiter Messe-, Kongress- & Eventmanagement, DHBW Ravensburg
Interview mit Prof. Dr. Bauer, Studiengangsleiter Messe-, Kongress- & Eventmanagement, DHBW Ravensburg (Bild: Mathis Leicht Photography www.mathisleicht.de)

Herr Prof. Dr. Bauer, warum braucht es Studiengänge im Veranstaltungsmanagement, was ist der Vorteil davon?

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Prof. Dr. Bauer: Ein Vorteil ist gerade im dualen Studium, dass duale Partner der Veranstaltungsbranche einbezogen werden. In unserem Studiengang an der DHBW wird Betriebswirtschaftslehre gemeinsam mit den speziellen Systematiken der Veranstaltungsbranche gelehrt. Der Lehrplan ist klassisch betriebswirtschaftlich und insbesondere durch die Praxispartner und die Erfahrungen der Studierenden im Praxisteil entsteht der Austausch mit der Branche, der dann in MICE-spezifischen Fächern vertieft wird. So wird eine branchenspezifische Anwendungskompetenz auf die betriebswirtschaftliche Grundlage oben draufgesetzt. Und genau das rechtfertigt die Existenz solcher Studiengänge: Dass man sowohl ein anschlussfähiges betriebswirtschaftliches Studium bietet, mit dem die Absolventen auch einen klassischen BWL-Master an der Universität anschließen können, als auch eine fachspezifische und branchenrelevante Ausbildung, die den Studierenden ermöglicht, hinterher gut aufgestellt und als Brancheninsider in der Praxis zu arbeiten.

Das heißt, würden Sie sagen, Sie gehen mit dem Studiengang auch auf die Bedarfe der Praxis ein? Oder liegt der Fokus auf der Forschung?

Prof. Dr. Bauer: Wir forschen als duale Hochschule in kooperativer Forschung mit der Praxis. Wir verorten uns praxisnah durch den Austausch mit den Unternehmen, die uns auch direkt ihre Bedarfe mitteilen, und durch die Studierenden, die aus der Praxis berichten. Daraus ziehen wir dann wiederum die Impulse für Forschung und Lehre.

Kann man daher sagen, Sie sind sozusagen der Dienstleister der Praxis, indem Sie den passenden Nachwuchs „heranzüchten“?

Prof. Dr. Bauer: Ja und nein. Tatsächlich glaube ich schon, dass wir als Hochschullandschaft insgesamt aufgerufen sind, uns an dem zu orientieren, was in einem berufsqualifizierenden Abschluss notwendig ist. Dafür müssen wir auf die Praxis hören, sonst befinden wir uns im viel zitierten realitätsfernen Elfenbeinturm. Auf der anderen Seite sind wir aber als staatliche Hochschule auch nicht käuflich. Wir hören also zu, lassen uns aber auch nichts aufzwingen oder diktieren. Tatsächlich würde ich eher von einer gemeinsamen und kooperativen Arbeit an der Ausbildung des Branchennachwuchses sprechen.

Wichtig ist, dabei auch im Hinterkopf zu haben, dass die Betriebswirtschaftslehre eine anwendungsorientierte Wissenschaft ist. Hier werden nicht wie in den Naturwissenschaften Naturgesetze und allgemein gültige Wahrheiten erforscht, sondern die generierten Lösungen müssen sich ich der praktischen Anwendung, in unserem Fall branchenspezifisch im Veranstaltungsmanagement, beweisen. Die Theorie kann daher kaum ohne die Praxis bestehen, sondern nur im Zusammenspiel.

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