Messeauftritte im Ausland

Tipps für Aussteller & Messebauer in Südafrika

Südafrika verbinden viele Menschen immer noch mit Steppe, Wildtieren und Dörfern aus Strohhütten. Ein Sehnsuchtsort für Urlaube zwar, jedoch als Geschäftsmöglichkeit nicht unbedingt interessant. Damit liegen sie falsch, denn Südafrika ist längst industrialisiert und nebenbei der größte Messeplatz Afrikas. Hier liegt viel Potenzial für neue Märkte – aber auch ein paar Herausforderungen.

Blick auf Kapstadt und den Tafelberg
Blick auf Kapstadt und den Tafelberg (Bild: Pexels.com)

Plant man eine Messebeteiligung in einem anderen Kulturkreis, egal ob als Aussteller, Agentur oder Messebauer, ist es wichtig, die Gepflogenheiten vor Ort zu kennen. Der schwarze Kontinent ist hier sicher eine ganz besondere Herausforderung. Grundsätzlich sollten sich Messebauer und Aussteller auf eine lockere, geduldige und flexible Kultur einstellen, sich nicht über Kleinigkeiten ärgern und nicht auf Pünktlichkeit bestehen. Diese Tipps helfen, damit bei der nächsten Messe in Südafrika alles rund läuft:

Anzeige

Wie erreicht man afrikanische Messebesucher am besten hinsichtlich der Punkte Ausstellungsdesign, Produktpräsentation und grafische Inhalte? Grundsätzlich gilt, wie überall auf der Welt: Die Interaktion von Angesicht zu Angesicht ist sehr wichtig. Doch schon die Ortsfrage, ob man sich in der Region südlich der Sahara – landläufig auch Schwarzafrika genannt – befindet oder in einem anderen Teil des Kontinents, bedingt Unterschiede. Man braucht verschiedene Produkte für verschiedene Umgebungen. Südafrika etwa hat ein gutes Verkehrsnetz und eine gute Infrastruktur (Achtung: Mautpflicht auf vielen größeren Straßen – muss i.d.R. bar bezahlt werden), und so kann man komplett nach Kundenwünschen gefertigte Standbauten anbieten. Aber in anderen Gegenden, etwa in Sambia, ist ein weitaus einfacherer Messebau nötig, geprägt auch von vielen tragbaren Pop-up Displays.

Dabei liegt Südafrika in Sachen Designtrends bei Messeauftritten ungefähr drei Jahre hinter Europa. Wichtig ist den Afrikanern die Haptik, die Menschen möchten die echten Produkte sehen. Hinsichtlich des Imports der Produkte sollte man jedoch genügend Zeit vorab einplanen, denn ein Auftrag, der in Europa in zwei Tagen abgefertigt werden würde, braucht hier bestimmt zehn Tage. So kann es schon einmal vorkommen, dass man drei Wochen darauf wartet, dass ein Schiff im Hafen entladen wird. Dieser Herausforderungen sollte man sich bewusst sein. Dabei sollte auch beachtet werden, dass in Südafrika hohe Stand- und Lagergebühren in Häfen und Flughäfen fällig werden, weshalb eine schnelle Abwicklung angestrebt werden sollte. Hilfreich dabei ist eine sehr genaue Frachtliste und die korrekte Markierung der Fracht, da strenge Markierungsvorschriften bei der Einfuhr gelten.

Es ist dabei wichtig, dass man sich das Wissen der Einheimischen zu Nutze macht – viele Dinge sind in Afrika einfach anders. Ein lokaler Lieferant hilft hier beispielsweise enorm weiter, darüber hinaus sollte man sich versichern, im Besitz der richtigen Informationen zu sein, aufgrund der andauernder Wasserknappheit kann es zum Beispiel zu Auflagen und Beschränkungen kommen. Für Zollabwicklung empfiehlt sich zudem die Beauftragung eines lokalen Clearing Agents, der Gegebenheiten kennt. In manchen – nicht allen – afrikanischen Ländern muss man zuweilen Bestechungsgeld zahlen, um die Dinge zu beschleunigen – auch wenn es hart ist, darüber zu reden.

Grafische Produktpräsentationen einfach und reduziert halten

Sollte es z.B. aufgrund von Zollproblemen wie einer fehlenden Zollfreigabe – die Zollabfertigung ist in afrikanischen Ländern viel komplizierter – oder schlicht und einfach der Entfernung bis nach Südafrika nicht möglich sein, das Produkt an sich zu präsentieren, ist eine grafische Lösung eine gute Alternative. Grundsatz hier: Halte diese einfach. Gefühlt gibt es in Südafrika weitaus mehr grafische Inhalte an Messeständen als anderswo auf der Welt. Im Vergleich zu europäischen, nordamerikanischen oder asiatischen Projekten, die einfacher gehalten sind, gibt es hier jedoch oft einen Informations-Overload.

Handelt es sich um einen Service, der auf dem Messestand präsentiert werden soll, so gibt es hier auch einige, allerdings nur wenige Firmen, die schlüsselfertige Full-Service-Lösungen anbieten. In Südafrika unterscheidet man zwischen Standbauern und den Service-Anbietern für den weiteren Prozess – das Thema Messeauftritte und dazugehörige Serviceleistungen ist also weitaus nicht so fortgeschritten und ausdifferenziert wie etwa in den USA. Es ist daher wichtig, dass man im Briefing der jeweiligen Firma seine Anforderungen genauestens festzurrt. Will man z.B. ein Broschüren-Management, Lagerfläche, Blumen am Stand, so muss man dies richtig spezifizieren.

Bigband-Konzert bei Kapstadt
Bigband-Konzert bei Kapstadt (Bild: Pexels.com)

Höherer Einsatz von Arbeitskräften

Ob man spezielle lokale Regulierungen und Vorschriften für den Messeauftritt oder Messebau beachten muss, hängt davon ab, in welcher Stadt man baut – wie überall auf der Welt auch. In gewissen afrikanischen Ländern sind sehr wenige Regulierungen vorhanden, beispielsweise hinsichtlich der Sicherheitsvorkehrungen etwa offene Leitungsführungen betreffend. In manchen Regionen – nicht überall – muss man hier Kompromisse eingehen. Generell gilt, dass in Afrika viel mehr Arbeitskräfte eingesetzt werden: Ein Messestand, für den in Großbritannien zwei Menschen zwei Tage Standbauzeit bräuchten, wird in Südafrika mit vier Menschen innerhalb von zwei Tagen gebaut oder mit zwei Menschen innerhalb von vier Tagen. Baut man in Afrika einen Stand, kann man keine Standards der nördlichen Hemisphäre erwarten. Zusätzlich muss beim Personaleinsatz auf den „B-BBEE Act“ zur Förderung der Arbeitsbedingungen farbiger Menschen sowie Visabestimmungen und Antidumping- bzw. Ausgleichsabgaben geachtet werden.

Während in anderen Ländern oft nur etwa 50% der Standbau- und Service-Leistungen im Voraus bezahlt werden, sind in Südafrika meist 80%, manchmal sogar 100% vorab fällig. Dies geschieht oftmals via Bargeld in Dollar; ansonsten ist aber auch die normale Banktransaktion üblich.

Schlussendlich etwas mehr oder minder Profanes: Die Bewirtung nicht vergessen! Afrikaner sind sehr gesellig, dies ist bei Events ein Schlüsselfaktor.


Messe-Tipps von Justin Hawes, Managing Director und Gründer von Scandisplay, im Video

Die International Federation of Exhibition and Event Services (IFES) gibt seit einiger Zeit die Videoserie „10 Minuten mit …“ heraus – die Folge über das südafrikanische Publikum diente u.a. als Grundlage für diesen Artikel. Hier können Sie sich das Video in voller Länge ansehen:

[1885]

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.