Kolumne

Die Event-Zora: Schluss mit lustig

Fragen und Antworten zur Corona-Pandemie: Schaufeln wir mit all den virtuellen Events an unserem eigenen Grab? Macht Corona-Angst hirnkrank? Plus: Die Event-Zora hat einen neuen Helden.

Die Event-Zora

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Dieser ganze Corona-Scheiß macht keinen Spaß. Ich darf mich jetzt um virtuelle Lösungen kümmern. Dabei bin ich nun wirklich nicht die Fortnite-Gamerin, die sich endlich austoben kann. Aber wir als Unternehmen können so immerhin mit unseren Kunden in Kontakt bleiben. Doch wenn ich überall lese und höre, dieser Transformation gehöre die Zukunft, dann falle ich vom Glauben ab. Uns kann es ja egal sein, dass wir viel smarter und billiger unsere Zielgruppen erreichen. Unser Einkauf ist begeistert. Aber bringt sich damit nicht ein ganzer Wirtschaftszweig um sein Business- Modell?

Natürlich scharren alle angesichts von drohenden Pleiten – ob Agenturen oder Dienstleister – mit den Hufen, dass sie Messen und Events auch Corona-konform hinbekommen. Die Euphorie will ich ja nicht bremsen, aber unser Vorstand sagt klar, wir sind nach wie vor aus dem Spiel. Wir denken in analog – falls überhaupt – an 2021.

Die vorhandene Verzweiflung verstehe ich. Als Eventmanagerin in einem Unternehmen ist es geradezu luxuriös, nicht von Kündigung oder Kurzarbeit betroffen zu sein. Und im Gegensatz zu meinen Freundinnen habe ich auch keine Kids, die ich beschulen muss.

Social Distancing fürs Hirn

Es ist wirklich schlimm. Aber deswegen ist es immer noch nicht angesagt, Ken Jebsen und seine apokalyptischen Sänger- und Kochfreunde zu neuen Helden zu machen, deren Verschwörungsgeschwurbel zu glauben und zu teilen. Da macht Social Distancing dringend Sinn. Bitte also reichlich Abstand halten. Denn dieser hochansteckende geistige Virus macht mir genauso Angst wie der aus China. Und dann die ganzen Freaks und Fraggles, die wieder feiern, ob in niedersächsischen Restaurants oder mit dem Gummiboot auf der Spree. Nope, es ist keine Erkältung. Ich kenne wirklich drei Kolleginnen und Kollegen, die COVID-19 hatten. Einer ist gestorben, zwei hatten Riesenprobleme und eine Freundin hatte es noch nicht mal gemerkt.

Aber es muss ja weitergehen. Was ist die Lösung? Kick-off-Tagung im Autokino? Immunitätsausweise und Zutritt nur für Superresistente? Die entsprechende Handlungsempfehlung A des Research Institute for Exhibition and Live-Communication (R.I.F.E.L.) für den FAMAB war wohl mit der schnellen Impfnadel gestrickt. Wir sind von „Herdenimmunität“ viel zu weit weg, als dass alle Eventbeteiligten – von der Security zur Lichttechnikerin zur Putzkraft zum Keynote-Speaker bin hin zu jedem Teilnehmer – eine nachweisliche Immunität haben könnten.

Dann also doch erst mal nur virtuell. Aber man wird ja noch träumen dürfen. Ich weiß auch schon, wer als Keynote-Speaker bei unserem großen Vertriebsevent im nächsten April sprechen soll. Precht, der Philosoph ist out. Jetzt kommt Christian Drosten, der Virologe. Das Thema suche ich noch: virale Kommunikation in Zeiten der Pandemie? Zu geschmacklos? Oder wie wäre es mit: In der Ruhe liegt die Kraft? Der ist mein Held, gebe ich ja zu. – Anfrage ist raus.

 

Bleibt gesund!

Eure Event-Zora

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Aus meiner Sicht exakt auf den Punkt getroffen.

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  2. Ich bin in einem Geschäftsbereich eines globalen Unternehmens für die weltweite Eventstrategie verantwortlich, durch Corona momentan „back home“ und verstehe offen gesagt das Gejammere über virtuelle Events in Deutschland nicht. Das Eventbusiness hierzulande hat die digitale Entwicklung komplett verschlafen. Wenn man das als Maßstab nimmt, was wir hier derzeit zu sehen bekommen, verstehe ich wiederum den Artikel voll und ganz. Nur, was momentan aus der Not geboren via Zoom und schnell gemachten Second Life Messekopien rausgehauen wird darf wirklich nicht der Maßstab sein. Generation Y und erst recht die Millenials fordern digitale Formate – nicht ausschließlich, F2F Communities sind ebenso ein heißer Trend – aber als intelligente Ergänzungen. Die Zukunft wird hybrid sein, und wer momentan im Business wenig zu tun hat, tut sicher gut daran, die Zeit für Fortbildung zu nutzen.

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  3. Kurz und knapp, aber genau getroffen

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