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University College London

Studie: Handzeichen verbessern den Erfolg von Videokonferenzen

Die Verwendung einer einfachen Reihe von Handzeichen kann die Erfahrungen bei Online-Meetings und Videokonferenzen verbessern. Laut einer neuen Studie des University College London (UCL) würden Personen in Gruppen durch die Nutzung bestimmter Handsignale das Gefühl erhalten, einander näher zu sein sowie besser zu lernen und zu kommunizieren.

Handzeichen UCL
Demonstration des Handzeichens für “Ich fühle mit Ihnen.” (Bild: University College London)

Das Forschungsteam trainierte Studierende darin, eine Reihe von Signalen in Seminaren zu verwenden, wie z. B. das Winken, um sich zu Wort zu melden, und das Heben der Hand, um Empathie zu zeigen, und fand Hinweise darauf, dass diese Signale das Erlebnis von Videobesprechungen während des Lockdowns verbesserten. Während die Ergebnisse einem Peer-Review unterzogen werden, sind die ersten Erkenntnisse des Forschungsprojekts bereits als Pre-Print verfügbar.

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Co-Autor Professor Daniel Richardson (UCL Psychology & Language Sciences) erklärt: “Da wir alle im letzten Jahr Meetings, Lehrveranstaltungen und soziale Interaktionen online verlegt haben, haben viele von uns festgestellt, dass dies nicht das persönliche Zusammentreffen mit Menschen replizieren kann, und einige haben sich erschöpft oder isoliert gefühlt. Da man keinen Augenkontakt herstellen oder subtiles Nicken, Gesten und Gemurmel von Zustimmung oder Ablehnung wahrnehmen kann, kann es schwierig sein zu wissen, ob die Leute sich auf das einlassen, was man sagt. Während einige Leute versuchen, mehr Technologie einzusetzen, um Videokonferenzen zu verbessern, wollten wir eine verhaltensbasierte Methode untersuchen und sehen, ob wir sie so gründlich wie möglich testen können.”

Nachdem das Vereinigte Königreich im Jahr 2020 in den Lockdown ging, nutzte Paul Hills, Honorary Research Fellow am UCL und Business-Coach, seine Erfahrungen mit festgelegten Handsignalen beim Rettungsschwimmen, um eine neue Art der Kommunikation über Video zu entwickeln. Das “Video Meeting Signals System” erfordert, dass eine Gruppe bestimmte Signale verwendet, um Zustimmung oder Ablehnung zu bekunden, oder um Sorge und Fürsorge zu zeigen, jemandem zu gratulieren oder zu sagen, dass man eine Frage stellen möchte.

Hills arbeitete daraufhin mit einem akademischen Team zusammen, um objektive Beweise dafür zu finden, dass seine Technik einen messbaren Effekt hat. Das UCL-Team rekrutierte über 100 Studierende der Psychologie im Grundstudium, die in Gruppen von zehn Personen an wöchentlichen Online-Seminaren teilnahmen. Die Hälfte der Gruppe, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurde, wurde gebeten, die “Video Meeting Signals” zu verwenden, während die andere Hälfte als Kontrollgruppe eingeteilt wurde und ihnen die Zeichen nicht beigebracht wurden (von ihnen wurde dennoch erwartet, dass sie ihre Kameras jederzeit eingeschaltet ließen). Nach den nächsten beiden Seminaren über Zoom füllten die Studierenden einen Fragebogen aus, in dem sie ihre Erfahrungen bewerteten.

Studierende, die die Handzeichen verwendeten, gaben signifikant höhere Bewertungen für Gruppenzugehörigkeit, persönliche Erfahrungen und Lernergebnisse ab und sagten, dass die Mechanismen der Gruppeninteraktionen verbessert wurden. Es gab signifikante Steigerungen der Zustimmung zu Aussagen wie “Das Seminar hat mir Spaß gemacht” (16 % höher in der Experimentalgruppe als in der Kontrollgruppe), “Ich habe das Gefühl, dass ich die Gruppe kenne” (19 % höher) und “Ich fand es einfach, Ideen im Seminar auszutauschen” (22 % höher). Die Textanalyse der anonymen Transkripte ergab, dass es mehr positive und weniger negative Wörter gab, die von den mit den Handzeichen trainierten Studierenden verwendet wurden.

Paul Hills dazu: “Wir haben eine Möglichkeit entwickelt, Körpersprache wieder in Video-Calls einzubinden. Durch die Verwendung von Handzeichen kann man schnell und nahtlos auf das reagieren, was jemand sagt, ohne den Gesprächsfluss zu unterbrechen oder Tasten zu drücken, und die Signale können auch Nuancen vermitteln. Vertrauen ist für die Teamarbeit unerlässlich, und wir hoffen, dass diese Handsignale dazu beitragen können, Menschen zu verbinden, damit sie besser zusammenarbeiten können. Menschen treffen, lernen und verbinden sich weiterhin online, und wir hoffen, dass die Verwendung dieser Zeichen diese Zeit produktiver und angenehmer machen kann.”

Die Forschenden wollen nun verstehen, warum die Handzeichen wirksam sind. Eine Möglichkeit ist, dass das Training die Studierenden dazu ermutigt, sich zu engagieren und an den Seminaren teilzunehmen, was dazu beiträgt, gemeinsame Werte zu vermitteln. Andere psychologische Studien haben herausgefunden, dass das Spiegeln von Gesten und Körpersprache soziale Bindungen erhöhen und die Zusammenarbeit erleichtern kann, was ein weiterer Grund sein könnte, warum die Zeichen hilfreich waren. In zukünftigen Arbeiten vergleichen die Forschenden die Handzeichen mit der Verwendung von Reaktionstasten bei Video-Calls, der Verwendung anderer Formen der Körpersprache und weiteren Trainingstechniken.

Die Sammlung von Handzeichen mit ihren zugewiesenen Bedeutungen ist online frei verfügbar, die Wissenschaftler:innen ermutigen dazu, die Zeichen auszuprobieren. Hills hat zudem mit privaten Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen zusammengearbeitet, die die Handsignale übernehmen wollen und hat positive Rückmeldungen von Organisationen wie AstraZeneca, der Handelskammer von Cornwall und dem Women’s Institute erhalten.

>> Hier geht’s zur Handzeichen-Sammlung.

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