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Geschäftsreise-Branche

Amex GBT: Aufruf zur Zusammenarbeit für nachhaltige Mobilität

Der „Amex GBT Zukunftstag 2022“, die jährliche Kundenveranstaltung von American Express Global Business Travel, ist mit einem Appell geendet: Die Geschäftsreise-Branche soll für mehr Nachhaltigkeit enger zusammenarbeiten.

Das Diskussionspanel mit (v.l.n.r.) Wolfgang Bosbach, Heike Ullrich, Carl-Erik Schelleman, Christian Holler, Yaël Klein und Maik Meuser
Das Diskussionspanel mit (v.l.n.r.) Wolfgang Bosbach, Heike Ullrich, Carl-Erik Schelleman, Christian Holler, Yaël Klein und Maik Meuser

„Die reisenden Unternehmen sollten ihre Leistungsträger dazu bewegen, die richtigen Wege in Richtung Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu gehen“, sagte Yaël Klein, Vice President & General Manager Germany von Amex GBT zum Ende der Veranstaltung. „Geschäftsreisen sind ein relativ kleines Ökosystem. Viele Unternehmen aus dem Kundenkreis von Amex GBT haben die Pandemie genutzt, um wichtige Nachhaltigkeits-Initiativen auf den Weg zu bringen. Gemeinsam mit den Leistungsträgern können wir wirklich etwas verändern. Das macht mich zuversichtlich, dass es nicht zu spät ist und wir die Klimaziele noch erreichen.“

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Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach hatte zuvor in seiner Keynote eine Klimaschutz-Vorreiterrolle Deutschlands skizziert. Zwar stoße Deutschland nur knapp 2% des weltweiten Kohlendioxids aus, das sei aber kein Grund, keine Anstrengungen zur CO2-Reduktion zu unternehmen. Denn wer die großen CO2-Emittenten China, Indien und Russland auffordern wolle, Klimaschutz-Maßnahmen zu ergreifen, müsse selbst vorbildlich handeln. Die Frage im Titel seiner Keynote – „Stehen Geschäftsreisen, Nachhaltigkeit und Wohlstand im Konflikt?“ – verneinte er. Der klassische Wohlstandsbegriff mit Einkommen und Vermögensbildung im Zentrum gelte nicht mehr, inzwischen gehörten auch gute Lebensbedingungen dazu. Geschäftsreisen wiederum werde es auch künftig geben, „denn das Allerwichtigste können Sie nicht online organisieren: Vertrauen“. Daher sei die Frage nicht, ob, sondern, wie man reise. Wolfgang Bosbach erklärte das vor allem zu einer Frage der Technik: „Die verschiedenen Verkehrsträger arbeiteten mit Hochdruck daran, moderne Antriebstechniken einzusetzen, um möglichst rasch CO2-neutral arbeiten zu können“, sagte er. „Wir glauben zu oft, wir seien am Ende der technischen Entwicklung. Ich wünsche mir mehr Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit.“ Mit der richtigen Technik gebe es keinen Grund, auf das Reisen zu verzichten.

Paul Abbott, Chief Executive Officer von Amex GBT, äußerte sich in seinem per Live-Videoschaltung zugespielten Grußwort ähnlich. Neben Urlaubs-, Fracht- und Militärflügen machten Geschäftsreisen nur einen relativ kleinen Teil des Flugaufkommens aus, sagte Abbott. Die Branche sei aber gut organisiert, und es sei einfacher, gemeinsam die Nachfrage nach nachhaltigem Kerosin (Sustainable Aviation Fuel, SAF) zu steigern und damit Preissenkungen zu ermöglichen, als Millionen von Touristen davon zu überzeugen. „Die Nachfrage zu steigern ist die größte Herausforderung“, sagte Abbott. Er sprach sich für gesetzliche Regelungen zur Förderung von SAF aus, vergleichbar den Regelungen für Solarenergie.

Die Vertreter der Fluggesellschaften auf der Bühne des „Zukunftstags 2022“ argumentierten auf ihre je eigene Art in dieselbe Richtung. Im Jahr 2030 solle mindestens 12 bis 13% des Lufthansa-Kerosins SAF sein, sagte Michael Nau, Director Sales & Sustainability der Deutschen Lufthansa. Carl-Erik Schelleman, General Manager Germany von Air France/KLM, sieht in SAF das wichtigste Instrument, um das Ziel des Luftfahrtverbands IATA einer CO2-neutralen Branche bis 2050 umzusetzen – auch wenn seine Airline elektrische Antriebe für Kurzstreckenflüge teste. Air France KLM erhebe bereits auf alle Flugtickets einen niedrigen zweistelligen Zuschlag, um den Kauf von SAF zu finanzieren, was von der Kundschaft akzeptiert werde. Auch erhalte jeder Kunde, der SAF kaufe, zusätzliche Vorteile im Kundenbindungsprogramm „Flying Blue“. „Wir können das aber nicht alleine“, sagte Schelleman. „Derzeit gibt es nicht genug SAF, und es ist zu teuer im Vergleich zu normalem Kerosin. Aus diesem Grund müssen wir die Nachfrage in Zusammenarbeit mit unseren Kunden steigern, und wir benötigen die Hilfe der Regierungen, um den Angebotsprozess zu stimulieren.“

Für Christian Holler, Assistant Vice President Business Mobility Germany bei Enterprise Holdings, ist nicht SAF, sondern sind Elektro-Fahrzeuge das große Thema. „Wir wissen, dass Elektrofahrzeuge eine wichtige Rolle bei der zukünftigen Entwicklung nachhaltiger Mobilität spielen“, sagte er. „Wenn die generelle Nachfrage substanziell steigt und die ,Reichweitenangst‘ der Verbraucher durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur zurückgeht, werden die Fuhrparks der Autovermieter diesem Wachstum gemäß elektrifiziert.“ Auch die Genehmigung von Ladestationen dauere zu lange, ergänzte Wolfgang Bosbach, und neben zu geringen Reichweiten halte auch eine dürftige Ladeinfrastruktur viele vom Erwerb eines E Autos ab. Heike Ullrich, Generalsekretärin des Deutschen Fußballbunds, sieht das Umdenken schon im Gange: „Die Dienstwagenflotte des DFB ist überwiegend elektrisch oder hybrid“, berichtete sie. „Junge Kolleginnen und Kollegen fragen auch nicht mehr nach Dienstwagen, sondern nach Mobilitäts-Paketen.“ Das wiederum passte zur Aufforderung von Christian Holler: „Die Zukunft der Mobilität wird durch Partnerschaften von Anbietern verschiedenster Mobilitätsarten bestimmt werden. Das schließt selbstverständlich auch eine enge Zusammenarbeit zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor ein“, sagte er. „Was früher als konkurrierende Verkehrsträger angesehen wurde, ist heute eine gegenseitige Ergänzung in einem multimodalen Raum, der durch Mobility-as-a-Service-Plattformen vernetzt wird.“

Workshops zu den praktischen Beiträgen von Travel Managern zu den Nachhaltigkeitszielen ihrer Unternehmen und zum Hotelprogramm-Management in dynamischem Umfeld rundeten das Programm ab. Kai Portmann, Director Meeting & Events Germany & Switzerland bei Amex GBT, brach zum Abschluss eine Lanze für Live-Veranstaltungen: „Persönliche Bindungen sind für Unternehmen noch wichtiger geworden“, sagte er. „Wir sehen Wachstum bei Mitarbeiter-Veranstaltungen, Kundenbindungs-Events sowie bei Marken- und Produktvorstellungen – alles Veranstaltungen, die persönliche Kontakte in den Mittelpunkt stellen.“

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