Tipps für die Planung von Karnevalsumzug, Marathon oder Parade

Sicherheitsplanung für Events: Streckenveranstaltungen

Ob Karnevalsumzug, Marathon oder Parade: Streckenveranstaltungen stellen besondere Anforderungen in Bezug auf die Sicherheitsplanung.

Karneval Köln(Bild: shutterstock / Christian Mueller)

Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Durch den zeitlichen Verlauf im Raum und die der Veranstaltungsart innewohnende Anforderung an die Mobilität (von Mitwirkenden und Besuchern) ist die Anfälligkeit gegen Störungen natürlich höher – oder sagen wir lieber: anders – als bei stationären Veranstaltungen. Aufgrund der Komplexität der Fragestellungen lässt sich die Thematik natürlich nur anreißen, im Folgenden sollen aber zumindest einige der wesentlichen Aspekte der klassischen Faktoren von Crowd Management, Design, Information und Management betrachtet werden.

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Überblick:

Design

Information

Management/Organisation

Sonderfall: Notfallorganisation


Design

Die Aufgabenstellung ist eigentlich trivial: Es muss genug Platz vorhanden sein; für die Parade/den Umzug/den Lauf, aber auch für die Besucher, für notwendige Einsatzfahrzeuge, für Umleitungen und Ausweichmöglichkeiten. Sowohl in der Breite, der Länge, wie auch – das wird leider manchmal vergessen – in der Höhe.

Für den eigentlichen Umzug (die Parade/den Lauf) klappt es meist: Anzahl der Teilnehmer, Höhe und auch Gewicht der Fahrzeuge, Flächenbedarfe in Kurven, Streckenverlauf und Aufstellfläche vor Beginn und nach dem Ende, Umleitungspunkte- und strecken sind nur einige der Punkte, die zu beachten sind. Während die Eignung auf der eigentlichen Hauptstrecke meist gut nachzuweisen ist (sonst wäre sie nicht die Hauptstrecke), ist die Suche nach geeigneten (!) Umleitungsstrecken schon problematischer. An dieser Stelle ist der Vollständigkeit halber davon abzuraten, hier im Hinblick auf das Fehlen geeigneter Umleitstrecken auf das Glück („wird schon nichts passieren“) zu setzen.

Hinzu kommt eine spannende Anforderung an den gesamten Streckenverlauf: geeignete Zufahrtswege für z.B. Einsatzkräfte vs. Zufahrtsschutz. Es ist daher dringlich angeraten, die Idee des „Zufahrtsschutzkonzeptes“ Ernst zu nehmen: Nur eine tatsächliche konzeptionelle Herangehensweise sichert sowohl einen adäquaten Schutz vor wie auch immer begründeten bzw. motivierten Überfahrtaten als auch die Einsatzfähigkeit derer, die begründeten Zugang bzw. Zufahrt an die Strecke erhalten müssen. Hier bieten Ausdehnung und zeitliche Abläufe eines Umzugs (einer Parade/eines Rennens) Herausforderungen und Möglichkeiten – vor allem abhängig davon, wie lange der jeweilige Streckenabschnitt genutzt wird.

Nicht nur für den Umzug selber, auch für die Besucher muss genug Platz eingeplant werden.
Nicht nur für den Umzug selber, auch für die Besucher muss genug Platz eingeplant werden.

Genauso wichtig wie die Fläche für die Parade (den Umzug/das Rennen) ist der Platz für die Besucher. Hier wird es oftmals spannend, zuweilen abenteuerlich, Fragen der Besucherzahl bzw. dem geeigneten Platz für die erwartete Besucherzahl zu beantworten. Dabei ist es egal, ob die Frage lautet: „Habe ich genug Platz für die erwartete Besucherzahl?“ oder „wie viele Besucher passen auf die vorhandene Fläche?“. Beides wird meist – mehr oder weniger mutwillig – unzureichend beantwortet. Ob nun aus Unwissenheit oder aus – im wahrsten Sinne des Wortes – Berechnung: Flächenangaben für Besucher an Streckenveranstaltungen sind häufig problematisch, denn

  • Besucher versammeln sich nicht immer gleichmäßig an der Strecke.
  • Auch bei noch so tiefen, zur Verfügung stehenden Flächen streben die Besucher meist nach vorne und nutzen nicht die gesamte, zur Verfügung stehende Fläche: „Sichtlinien“ heißt hier das Verhalten bestimmende Zauberwort. (Natürlich gibt es Ausnahmen, die insbesondere in der Art der Veranstaltung begründet sind: Tanzen und „Kamelle“ fangen kann man auch in den hintersten Reihen.)
  • Besucher bewegen sich mit der Parade (dem Umzug/dem Lauf) – oder eben auch nicht. Beides kann problematisch sein, wird es vernachlässigt. Auf der einen Seite entstehen so Blockaden: Der Besucher kommt, stellt fest, dass er/sie einen tollen Blick hat und bleibt stehen – ob die ausgesuchte Stelle ein Zuweg auch für andere ist, interessiert meist nicht. Wird hier nicht bereits in der Flächenplanung oder spätestens im Rahmen organisatorischer Maßnahmen nachgesteuert, ist das Potenzial für Störungen an dieser Stelle hoch. Ebenfalls problematisch können „Wanderbewegungen“ sein: Besucher, die – mehr oder weniger schnell – zum nächsten Streckenabschnitt laufen und damit natürlich Gegenbewegungen und gegebenenfalls problematische Verdrängungseffekte schaffen.
  • Besucher nutzen jede Möglichkeit, besser zu sehen. Bäume, Gerüste, Dächer von Bushaltestellen: Nichts ist vor dem motivierten Besucher/der Besucherin sicher. Die spannende Frage ist hier, ob dieses – auch im Alltag schon verbotene Verhalten – im Rahmen der Veranstaltungen aktiv unterbunden werden muss oder nicht. Ein pauschales Ja oder Nein gibt es hier nicht: Das Sicherheitskonzept der Veranstaltung sollte diese Frage in jedem Fall beantworten und die Antwort(en) auch begründen.
  • Es gibt Flächen, die zwar einen schönen Blick auf die Parade (den Umzug/den Lauf) bieten, die aber einfach zu eng oder anderweitig problematisch sind, als dass sich dort jemand aufstellen sollte. Da diese Erkenntnis vom Besucher nicht erwartet werden darf, muss auch hier im Rahmen der Flächenplanung z.B. mit Hilfe eines (gegen Umkippen/Erklettern gesicherten) Sichtschutzes oder auch mit organisatorischen, sprich personellen Maßnahmen eingegriffen werden.

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Information

Auch hier liegen die Anforderungen auf der Hand: Kommunikation zu den sich über eine gegebenenfalls sehr lange Strecke verteilenden Mitwirkenden und Besuchern benötigt eine durchdachte Mischung von stationären und mobilen Kommunikationslösungen. Dabei ist – neben den allgemeinen kommunikativen Planungsaspekten, wie z.B. der Vermittlung von Vorabinformationen – vor allem die Frage der zeitschnellen Erreichbarkeit des Adressaten (Lautstärke, Sprachverständlichkeit, akustische und/oder optische Signale) von Interesse. Die Kernfrage lautet immer: Kann ich die Teilnehmer (egal wie laut es beispielsweise gerade auf dem Partywagen ist) und auch die Besucher an jedem Teil der Strecke zu jeder Zeit erreichen? Die Lösungsansätze sind vielfältig: von den Umzug (die Parade/den Lauf) begleitenden Lautsprecherwagen, mobilen Teams zur direkten Vorort-Kommunikation und ausgefeilten technischen Systemen zur Kommunikation mit den Fahrzeugen. Ein Kommunikationskonzept für die interne und externe Kommunikation ist in jedem Fall ein nicht verhandelbarer Teil der Sicherheitskonzeption der Streckenveranstaltungen.

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Ob Ehrenamtler oder Teilnehmer, alle an Streckenveranstaltungen Beteiligte müssen für ihre Aufgabe qualifiziert werden.
Ob Ehrenamtler oder Teilnehmer, alle an Streckenveranstaltungen Beteiligte müssen für ihre Aufgabe qualifiziert werden.

Management/Organisation

Auch dies ein Aspekt, der in Kürze kaum darstellbar ist, daher auch hier nur ein kurzer Blick auf die wesentlichen Aspekte: Zusammenarbeit und Qualifikation. Ob motivierte Ehrenamtler/Ehrenamtlerinnen, die in der „Ordnung“ arbeiten (z.B. die klassischen „Wagenengel“) oder Teilnehmer/Teilnehmerinnen – kurz: alle an Streckenveranstaltungen Beteiligte müssen für ihre Aufgabe qualifiziert werden und die Herausforderungen kennen und akzeptieren. Streckenveranstaltungen sind physisch und psychisch anspruchsvoll. Es muss daher sichergestellt werden, dass dies bis in die Ebene der Basisaufgaben – aber auch auf der der Mitwirkenden – berücksichtigt wird.

Ebenfalls gesichert sein muss die lückenlose und funktionierende Zusammenarbeit der handelnden Beteiligten. Das klingt trivialer, als dies gerade bei dieser Veranstaltungsart ist. Zu groß ist die Menge und auch die Vielzahl der – sich durchaus auch mit den Streckenabschnitten verändernden – Beteiligten. Hier braucht es sowohl eine übergeordnete Organisation und Zusammenarbeit als auch eine kleinteiligere, z.B. in Streckenabschnitte aufgeteilte.

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Sonderfall: Notfallorganisation

Zum Abschluss noch ein kurzer Blick auf die Notfallorganisation, in der sämtliche, in den oben genannten Bereichen gemachte Fehler offensichtlich werden. Angefangen von Umlenkungspunkten (wohin mit den Teilnehmern?) und Entlastungsflächen (wohin mit den Besuchern?) über zeitschnelle Kommunikation bis hin zu geschulten Menschen, die die geplanten Prozedere auch umsetzen können – die Notfallorganisation von Streckenveranstaltungen ist ein komplexes Unterfangen. Auch wenn sich die Fragestellungen nicht wesentlich von denen der stationären Veranstaltungen unterscheiden, können es die Antworten doch maßgeblich tun.

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Und was ist mit mit Dixi und wildes pinkeln ?

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