DB Event-Angebote

Festpreis weicht der Flexibilität

Über 20 Jahre gab es das DB Veranstaltungsticket. Zum 1. Juli 2025 wurde es durch die neuen Event-Angebote ersetzt. Warum war dieser Schritt aus Sicht der Deutschen Bahn notwendig? Wir haben mit Judith Klein, Team Eventanreise DB Fernverkehr AG, gesprochen.

Das ist grün! Unterwegs mit Ökostrom und der DB
Nachhaltigkeit: Die neuen Event-Angebote sollen eine breitere Zielgruppe ansprechen und die Nutzung der Bahn auch für kurze Strecken attraktiver machen. (Bild: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben)

Viele Veranstalter:innen lobten das alte Ticke, insbesondere die unkomplizierte Abwicklung und die Stabilität im Preis. Warum habt ihr dieses Alleinstellungsmerkmal aufgegeben? Was hat aus eurer Sicht in den letzten Jahren nicht mehr so gut funktioniert, dass ihr euch zur Umstellung entschlossen habt?

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Judith Klein Das Veranstaltungsticket mit einem starren Festpreis hat viele Zielgruppen ausgeschlossen – etwa BahnCard-Inhaber, Frühbucher oder Reisende mit kurzen Reiseweiten. Die neuen Event-Angebote bieten einen deutlich attraktiveren Einstiegspreis, ermöglichen die BahnCard- Nutzung und belohnen Frühbucher. Das Veranstaltungsticket konnte all das nicht abbilden und die Marktanteile verharrten zuletzt auf einem niedrigen Niveau. Die Zahlen sprachen für sich: Von 378 Millionen Menschen auf Veranstaltungen in Deutschland 2024 nutzte nur ein sehr geringer Anteil der Teilnehmenden das Veranstaltungsticket zur Anreise. Ein relevanter Teil der Veranstaltungsteilnehmenden nutzte günstigere Tarife auf bahn.de. Mit dem neuen dynamischen Modell sprechen wir eine breitere Zielgruppe an und können auch fl exiblere Preismodelle anbieten, die in der heutigen Zeit von den Reisenden gefordert werden.

Einige Veranstalter:innen kritisieren, dass kleinere Events mit unter 100 Teilnehmenden nun ausgeschlossen sind. Warum wird dieser wichtige Teil der Veranstaltungswirtschaft nicht berücksichtigt?

Judith: Die Mindestteilnehmendenzahl von 100 Personen gab es auch schon beim DB Veranstaltungsticket, daher ist das kein neues Kriterium. Bevor der Anmeldeprozess Anfang 2020 digitalisiert wurde, lag die Mindestteilnehmendenzahl bei 1.000 Personen. Bei Veranstaltungsorganisationen, die mehrere Veranstaltungen innerhalb eines Jahres durchführen, betrachten wir weiterhin die Teilnehmendenzahl pro Jahr. Es ist eine wirtschaftliche Entscheidung, an der Mindestteilnehmendenzahl von 100 Personen festzuhalten.


 

Judith Klein arbeitet bei der Deutschen Bahn
Judith Klein, Team Eventanreise DB Fernverkehr AG (Bild: Janine Warnecke)

„Wir sind überzeugt, dass die Transparenz für alle gegeben ist und dass die neuen Event- Angebote einen echten Mehrwert für die Reisenden bieten.“

 

 

 

 


Öffentlich wurde auch die steigende Bürokratie kritisiert: Statt einer Jahresvereinbarung muss nun jede Veranstaltung einzeln beantragt werden. Wie begegnet ihr diesem Vorwurf?

Judith: An dem Prozess selbst hat sich nichts geändert. Die Anmeldung der Veranstaltungen ist weiterhin unkompliziert. Allerdings bieten wir keine Jahresvereinbarungen mehr an. Dies ermöglicht uns, Veranstaltungen genauer zu monitoren und mit einer präziseren Analyse zu arbeiten. Dafür können wir den Veranstaltern zukünftig für jede Veranstaltung gezielt und individuell eine Buchungsübersicht erstellen. Für Veranstaltende, die den Buchungslink in einem geschützten Nutzerbereich zur Verfügung stellen, bieten wir weiterhin Monatslinks an. Neu ist außerdem auch, dass man heute schon Veranstaltungen bis Ende 2026 anmelden kann.

Bisher konnten Convention Bureaus als zentrale Ansprechpartner Rahmenvereinbarungen mit der Bahn schließen und das Veranstaltungsticket für ihre Destinationen anbieten. Mit den neuen Event-Angeboten scheinen diese Multiplikatoren weitgehend wegzufallen. Welche Rolle siehst du künftig für Convention Bureaus im Vertrieb der Eventtickets?

Judith: Wir schließen Convention Bureaus nicht aus, richtig ist jedoch, dass wir Einzelveranstaltungen freigeben, für die jeweils ein individueller Buchungslink erstellt wird. Unserer Einschätzung nach kann dies leichter durch die Veranstalter erfolgen. Convention Bureaus können gleichwohl immer noch ein Teil der Prozesskette als Multiplikator in der Kommunikation sein.

Viele Veranstalter:innen wünschen sich eine einfachere Lösung für kleinere Formate. Ist geplant, das Angebot mittelfristig wieder anzupassen oder zusätzliche Modelle einzuführen?

Judith: Wir haben das neue Modell vor seiner Einführung am 1. Juli 2025 am Markt getestet. Natürlich werden wir die weitere Entwicklung verfolgen. Grundsätzliche Änderungen sind jedoch kurzfristig nicht geplant.

Wie wollt ihr sicherstellen, dass die neuen Event-Angebote tatsächlich attraktiv und transparent sind – und nicht als „Mogelpackung“ wahrgenommen werden?

Judith: Wir haben das Angebot mit Veranstaltenden und Reisenden getestet und festgestellt, dass Rabatte gut verstanden und angenommen werden. Es gibt im Rahmen der Event-Angebote einen Rabatt auf den Super Sparpreis und den Flexpreis. Die Unterschiede zu den Regeltarifen werden eindeutig dargestellt, BahnCard Rabatte werden zusätzlich berücksichtigt und Frühbuchende erhalten besonders günstige Konditionen. Der Feedbackprozess mit den Nutzenden ist uns wichtig, und wir werden die Ergebnisse weiterhin intensiv beobachten. Wir sind überzeugt, dass die Transparenz für alle gegeben ist und dass die neuen Event-Angebote einen echten Mehrwert für die Reisenden bieten.


Das Event-Angebot im Überblick

Ein ICE 3 Baureihe 403 überquert die Saale-Elster-Talbrücke (Deutschlands längste Bahnbrücke) mit Rattmannsdorfer Teich bei Schkopau auf der SFS Leipzig/Halle - Erfurt (VDE 8.2).(Bild: Deutsche Bahn AG / Frank Barteld)

Neuer Name: Aus dem „Veranstaltungsticket“ sind die DB Event-Angebote geworden.

Dynamisches Preismodell: Statt fixer Preise gelten nun Rabatte auf die regulären DB-Tarife beim Super Sparpreis Event und Flexpreis Event, der Sparpreis Event hat einen Vorteil in den Konditionen gegenüber dem Sparpreis auf bahn.de.

Preise: Einstiegspreise ab 16,19 Euro auf kurzen Strecken. Die Höhe der Ticketpreise ist abhängig von Verbindung und Auslastung, variiert also je nach Buchungszeitpunkt.

BahnCard-Vorteil: Event-Angebote sind mit BahnCard 25 und 50 kombinierbar – anders als beim alten Veranstaltungsticket.

Flexibilität:

  • Super Sparpreis Event: günstigste Variante, zuggebunden
  • Sparpreis Event: Stornierbar, 10 € Gebühr, Erstattung erfolgt aufs ursprüngliche Zahlungsmittel (statt Restwertgutschein), 10 € Gebühr
  • Flexpreis Event: flexibles Reisen, Preisvorteil gegenüber regulärem Flexpreis

Mindestteilnehmerzahl: 100 Teilnehmende pro Veranstaltung. Für Veranstalter:innen mit vielen Events pro Jahr ist auch eine Monatskontingent-Buchung möglich.

Anmeldung: Veranstalter:innen melden ihre Events weiterhin über das Portal bahn.de/mice an und erhalten einen exklusiven Buchungslink für die Teilnehmenden.


Die Eventbranche bemüht sich stark um nachhaltige Mobilität. Einige Stimmen befürchten nun, dass weniger Gäste mit der Bahn reisen, weil Rabatte wegfallen oder die Buchung komplizierter wird. Konterkariert ihr hier nicht eure eigene Nachhaltigkeitsstrategie?

Judith: An der Buchung hat sich nichts geändert. Es bleibt der gleiche Prozess wie zuvor, nur das Angebot selbst ist jetzt dynamisch. Wir bieten den Teilnehmenden eine umweltfreundliche Anreise mit 100 % Ökostrom, und wir geben ihnen die Möglichkeit, zu einem günstigen Preis zu reisen, wenn sie früh buchen. Wir glauben, dass das neue Modell den Nachhaltigkeitsaspekt unterstützt, weil es eine breitere Zielgruppe anspricht und die Nutzung der Bahn auch für kurze Strecken noch attraktiver macht.

Was möchtest du Veranstalter:innen mitgeben, die dem neuen System skeptisch gegenüberstehen?

Judith: Nutzt die neuen Event-Angebote für eure Veranstaltungen und lasst eure Teilnehmenden selbst entscheiden, ob sie es buchen wollen.


Anmerkung der Redaktion: Dieser Beitrag ist Teil einer Gegenüberstellung zu den neuen DB-Event-Angeboten. Hier gehts zum Kommentar von Prof. Dr. Markus Große Ophoff: https://www.event-partner.de/business/db-veranstaltungsticket-zu-tode-reformiert

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