Checklisten für nachhaltige Eventgestaltung

Leitfaden: So wird jedes Event nachhaltiger

Das Bundesumweltministerium hat seinen Leitfaden für die nachhaltige Organisation von Veranstaltungen 2020 neu aufgelegt. Herausgekommen ist eine umfangreiche Anleitung für die umweltgerechte und sozial verträgliche Planung und Durchführung von Events, inklusive detaillierter Checklisten.

Nachhaltigkeit-Verantwortung-Schutz(Bild: Shutterstock / elenabsi)

Mit gutem Beispiel vorangehen, und auf dem Weg möglichst viele Veranstalter, Eventplaner und -dienstleister mitnehmen. Anja Mager, Referentin im BMU-Referat G II 2 – Nachhaltiger Konsum, Produktbezogener Umweltschutz, ist eine der Personen, die am neuen „Leitfaden für die nachhaltige Organisation von Veranstaltungen“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit verantwortlich mitgewirkt haben. Im Gespräch mit EVENT PARTNER weist sie auf das enorme Leistungsvermögen der Eventbranche für mehr Klimaschutz hin, gibt Tipps, wie man klein anfangen kann, und eine Einschätzung zur Wirtschaftlichkeit nachhaltiger Events.

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Momentan liegt die Eventbranche aufgrund der Corona-Pandemie brach. Davor waren Events nicht gerade Paradebeispiele für umweltbewusstes Handeln, den verantwortungsbewussten Umgang mit Rohstoffen – das Gegenteil war oft vielmehr der Fall. Wie wichtig zur Erreichung der Klimaziele ist es, auch in der Veranstaltungsbranche den Nachhaltigkeitsgedanken zu verankern?

Anja Mager: Das ist sehr wichtig, denn gerade bei Veranstaltungen gibt es ein sehr großes Potenzial für den Umwelt- und Klimaschutz. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, eine Veranstaltung nachhaltig zu gestalten, sei es beispielsweise bei der Mobilität der Teilnehmenden, dem Energieverbrauch, der Eventlocation, dem Abfallmanagement oder dem Catering. Es macht aus Klimaschutzsicht einen Unterschied, wenn die Teilnehmenden mit dem Zug anreisen statt mit dem Flugzeug, wenn Ökostrom genutzt wird oder wenn pflanzenbasiertes Essen auf dem Speiseplan steht statt Fleischgerichte. Natürlich kann man aus Klimaschutzgründen auch überlegen, ob eine Veranstaltung überhaupt in Präsenz stattfinden muss, oder ob nicht eine digitale Veranstaltung eine gute Alternative wäre. Dass dies oft eine Möglichkeit ist, hat uns die Corona-Pandemie gelehrt.

Wäre es ein Ansatz, einen gewissen Prozentsatz an umzusetzenden Nachhaltigkeitsmaßnahmen an einem Event zur Bedingung seitens des Gesetzgebers zu machen?

Mager: Wir glauben, dass es speziell für nachhaltige Events keine zusätzliche gesetzliche Grundlage geben muss. Denn aus unserer Sicht ist es vielmehr hilfreicher, die Organisatoren von Veranstaltungen in der Praxis zu unterstützen, weshalb das Bundesumweltministerium (BMU) und das Umweltbundesamt (UBA) zusammen den „Leitfaden für die nachhaltige Organisation von Veranstaltungen“ herausgebracht haben. Mit dem Leitfaden geben wir für alle relevanten Bereiche einer Veranstaltung Hinweise, welche Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden müssen – ausgehend von der Vorbereitung über die Umsetzung zur Nachbereitung und bis zur Kompensation nicht vermeidbarer Treibhausgasemissionen.

Leitfaden für die nachhaltige Organisation von Veranstaltungen(Bild: Bundesumweltministerium)

Sind klimaneutrale Veranstaltungen aus Ihrer Sicht auch wirtschaftlich realistisch (umsetzbar)?

Mager: Wir haben im BMU sehr gute Erfahrungen gemacht, Veranstaltungen nachhaltig zu realisieren – und bauen auf diesen Erfahrungen auf, wenn es darum geht, zukünftig im Veranstaltungsbereich klimaneutral zu werden. In einigen Bereichen führen Maßnahmen zur nachhaltigen Durchführung von Veranstaltungen momentan noch zu erhöhten Kosten. Ein Beispiel dafür ist die Verwendung von Lebensmitteln aus ökologischer Landwirtschaft für das Catering. Auf Dauer erwarten wir jedoch, dass die wachsende Nachfrage an nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen und die damit einhergehende Zunahme des Angebots zu fallenden Preisen führen wird. Andere Maßnahmen, wie die Vermeidung von Lebensmittelabfällen beim Catering, der weitgehende Verzicht auf Printprodukte oder die Einsparung von Ressourcen durch Wiederverwendung von bestimmten Elementen, z.B. bei der Bühnengestaltung, bringen schon heute eine Verringerung der Kosten mit sich. Durch die Änderung der äußeren Rahmenbedingungen, u.a. beruhend auf dem Klimaschutzgesetz, gehen wir davon aus, dass sich klimaneutrale Veranstaltungen mittelfristig auch wirtschaftlich rentieren werden.


„Maßnahmen wie die Vermeidung von Lebensmittelabfällen, der Verzicht auf Printprodukte oder die Einsparung von Ressourcen durch Wiederverwendung bringen schon heute eine Verringerung der Kosten mit sich.“

Anja Mager


Aus Ihrer Erfahrung: Wo sollte man zuerst ansetzen, will man ein Event nachhaltig gestalten, und was ist am Ende sozusagen die „Kür“?

Mager: Ganz wichtig ist es, Organisationsstrukturen zu schaffen, die eine nachhaltige Organisation von Veranstaltungen erleichtern. Wir im BMU haben ein Team, das sich zentral um Veranstaltungen kümmert. Damit wird vor allem das erforderliche Know-how aufgebaut, gefestigt und weitergereicht. Darüber hinaus sollte man in allen wichtigen Bereichen der Veranstaltung ansetzen und auf die Vermeidung von Ressourcen und CO2-Emissionen hinarbeiten. Ich kann hier nur Beispiele nennen, da die Möglichkeiten so vielfältig sind. Einfach umzusetzen ist es beispielsweise, einen Veranstaltungsort auszuwählen, der gut mit dem ÖPNV erreichbar ist, und die Teilnehmenden zu bitten, den Umweltverbund zur Anreise zu nutzen. Schwieriger wird es schon, einen Veranstaltungsort zu finden, der Ökostrom anbietet und mit EMAS zertifiziert ist. Aber auch hier lohnt es sich, den Markt zu erkunden.

Beim Catering stellt es grundsätzlich kein Problem dar, auf Einweggeschirr und –besteck zu verzichten, keine Portionsverpackungen anzubieten und Trinkwasser in Karaffen zu reichen. Im Sinne des Umweltschutzes ist es auch Wert, darüber nachzudenken, bei der Veranstaltung ganz oder wenigstens teilweise auf Papier zu verzichten. Sollte dies nicht gehen, dann hat man immer noch die Möglichkeit auf Recyclingpapier, das mit dem Blauen Engel zertifiziert ist, auszuweichen, dieses doppelseitig oder sogar mit mehreren Seiten auf einem Blatt und in Schwarz/Weiß zu bedrucken, um wertvolle Ressourcen zu sparen. Ich würde grundsätzlich auch auf das Austeilen von Give-aways verzichten. Je weniger Ressourcen verbraucht werden, desto besser. Und die Teilnehmenden werden dies gerne unterstützen.

Im Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit der Bundesregierung hat sich der Bund auch mit Blick auf seine Vorbildfunktion verpflichtet, eigene Veranstaltungen nachhaltig auszurichten. Zu 100%? Werden Sie hier künftig Nachhaltigkeitsaspekte bereits in den Ausschreibungen verankern?

Mager: Wir sind auf einem guten Weg: Die Bundesregierung hat bereits alle Veranstaltungen im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 nachhaltig ausgerichtet und die nicht vermeidbaren Treibhausgasemissionen, die aus der An- und Abreise von Teilnehmenden entstanden sind, mit hochwertigen Zertifikaten ausgeglichen. Das BMU setzt sich dafür ein, dass die Bundesregierung auch bei zukünftigen internationalen Präsidentschaften oder Vorsitzen und bei Großveranstaltungen ihre Veranstaltungen 100 % nachhaltig ausrichtet und nicht vermeidbare Treibhausgasemissionen kompensiert. Im BMU ist es im Übrigen gängige Praxis, Nachhaltigkeitsaspekte bei der Planung und Durchführung von Veranstaltungen zu berücksichtigen. Das schlägt sich dann auch in den Ausschreibungen nieder. Wir bieten zum Beispiel seit mehreren Jahren zur großen Zufriedenheit unserer Gäste nur noch vegetarisches und veganes Essen an.


Leitfaden hier downloaden!

Checkliste(Bild: BeeBright/Shutterstock)

Der umfangreiche Leitfaden für die nachhaltige Organisation von Veranstaltungen inklusive Checklisten steht auf der Seite des BMU als kostenloser Download zur Verfügung.

>> Jetzt kostenlos herunterladen: www.bmuv.de/publikation/leitfaden-fuer-die-nachhaltige-organisation-von-veranstaltungen

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