Interview mit Klaus Grimmer, Personal- und Unternehmensberater

Erfolgreiches Selbstmarketing in der Eventbranche

Je besser man sich selbst zu verkaufen weiß, desto größer sind die Erfolgsaussichten für die eigene Karriere. Auch wer schüchtern ist, kann erfolgreiches Selbstmarketing lernen, weiß der auf die Eventbranche spezialisierte Personal- und Unternehmensberater Klaus Grimmer. Im Interview mit EVENT PARTNER gibt er Tipps für eine gelungene Selbstdarstellung.

Team-Gruppe-Teambuilding-Gemeinschaft(Bild: Pexels)

Man könnte meinen, dass uns allen, die wir in der Eventbranche arbeiten, Selbstmarketing im Blut liegen müsste. Dem ist aber nicht so. Herr Grimmer, Sie sind auf das Eventbusiness spezialisierter Personal- und Unternehmensberater – können Sie sagen, woher dieser Zwiespalt kommt?

Anzeige

Klaus Grimmer: Dieser Zwiespalt ist tatsächlich spürbar und liegt unter anderem darin begründet, dass die Eventbranche vielen Berufsbildern und Talenten ein zuhause gibt. So ist der versierte Veranstaltungstechniker genauso Teil der Eventbranche wie der improvisierende Troubleshooter, der als Projektleiter ein Künstler-Event organisiert. Bei dieser Spanne ist es wenig verwunderlich, dass nicht jeder ein Vertriebsprofi in eigener Sache sein kann. Genau das macht es für mich als Personal- und Unternehmensberater ja auch so spannend. In der Diversität liegt eine große Kraft. Die Eventbranche bietet viele Möglichkeiten, Potenzial in alle möglichen Richtungen zu entwickeln. Wie so häufig im Leben kommt es auch hier auf den richtigen „Fit“ an. Dazu muss man natürlich vertraut sein mit den unterschiedlichen Facetten von Events und auch aufklären, was die Erwartungshaltung angeht.

Portaitfoto Klaus Grimmer
Klaus Grimmer (Bild: Privat)

Das Eventbusiness bedarf sowohl der kreativen Köpfe, die Freude an Design und Kreation haben, als auch der operativen Umsetzer, die Freude an Organisation und Antizipation haben. Ganz zu schweigen von den IT-, Prozess- und Digitalspezialisten, die es zunehmend an allen Ecken in jeder Branche braucht. Das Business ist bei aller Freude aber auch sehr anspruchsvoll. In jedem Fall verlangt das Arbeiten in der Eventbranche allen Teilnehmern einen hohen Grad an Disziplin ab. Das sollte jeder wissen, der sich für eine Karriere in dieser Branche entscheidet.

Selbstmarketing bedeutet, sich selbst, seine Stärken und Interessen gut zu kennen und für die richtige Zielgruppe gewinnbringend in Szene zu setzen. Das ist auch ohne die Ambivalenz, die die Eventbranche mit sich bringt, schon eine große Herausforderung – auch für erfahrende Kommunikationsexperten.

Was kann man tun, um sich selbst besser zu verkaufen?

Grimmer: Meine Empfehlung heißt: Selbstreflexion. Es empfiehlt sich, zuerst seiner Stärken, Talente, Interessen und Ziele bewusster zu werden. In welches Format passe ich überhaupt rein? Häufig kann das direkte Umfeld dabei behilflich sein. Familie, Freunde oder Kollegen können die Selbsteinschätzung gut anreichern, indem sie einfach mal den sprichwörtlichen Spiegel vorhalten.

Im zweiten Schritt ist es wichtig sich in der Branche zu orientieren und sich über mögliche Arbeitgeber zu informieren. Diese bewusste Auseinandersetzung mit dem zukünftigen Arbeitgeber ist ein kritischer Erfolgsfaktor, der insbesondere bei persönlichen Bewerbungsgesprächen unterschätzt wird.

Empfehlen Sie für verschiedene Berufe unterschiedliche Taktiken in der Selbstvermarktung? Oder gibt es gar andere Tipps je nach Geschlecht?

Grimmer: Auf jeden Fall. So vielschichtig wie die Berufsbilder sind, so individuell kann auch die Selbstvermarktung stattfinden. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt. Das fängt bei einfachen Bewerbungsmappen an, die den Empfänger ansprechen sollten, geht über eigene Bewerbungswebsites und führt zur Pitch-Situation im Vorstellungsgespräch, bei Kollegen oder bei Kunden. Selbstvermarktung findet dauernd und überall statt und hört auch nicht auf, wir werden nur routinierter. Unternehmen geben in ihrer Kommunikation nach außen oft Hinweise darauf, wie sie angesprochen werden wollen und worauf sie Wert legen. Das machen Kunden übrigens auch. Und wenn es mal nicht erkennbar ist und die Unsicherheit groß, dann lohnt sich eine ehrliche offene Frage.

Egal welches Geschlecht, eine Vision in eigener Sache will gehört, gesehen oder gelesen werden. Das muss nicht über sämtliche Kanäle und gleichzeitig passieren, aber mindestens dann, wenn sich eine konkrete Chance ergibt, z.B. im persönlichen Gespräch. Das kann ganz unerwartet im Zug oder beim Warten in der Schlange passieren. Es lohnt sich also, immer vorbereitet zu sein und dann Stück für Stück auszutesten, wie „laut“ man werden kann und möchte.

Erfolgreiches Selbstmarketing ist nicht nur bei Vorstellungsgesprächen, sondern auch bei Pitches wichtig. Haben Sie hierfür jeweils unterschiedliche Ratschläge parat? Oder sind die Unterschiede in der Selbstvermarktung in beiden Fällen gar nicht so groß?

Grimmer: Erfolgreiches Selbstmarketing ist ja viel weniger als Selbstzweck und viel mehr als Mittel zum Zweck zu verstehen. Da unterscheiden sich Vorstellungsgespräche durchaus von Pitches. So kann es in einem Pitch z.B. sehr wichtig sein zu provozieren, um ein hohes Maß an Aufmerksamkeit in einem kurzen Zeitfenster zu erzielen. Bei Vorstellungsgesprächen kommt es dann doch eher auf eine stimmige Gesamtpräsentation an, für die in der Regel auch mehr Zeit eingeräumt wird. In mindestens einem Punkt sind sich die beiden Fälle aber sehr ähnlich: Es braucht eine sorgfältige Einschätzung der jeweiligen Adressaten und deren Motivation zuzuhören. Ein erfolgreiches Selbstmarketing passt sich dieser Einschätzung an und lässt im Idealfall Raum für Improvisation. Ein gewisses Improvisationsgeschick ist aus meiner Sicht immer wichtig, wenn es um Kommunikation geht.

Bei der Eventbranche handelt es sich um ein echtes „People’s Business“. Themen wie Marketing und Kommunikation verlieren nicht so leicht an Aktualität, egal ob laut nach außen oder leise nach innen. Wer sich für diese Branche interessiert, dem Eröffnen sich viele Möglichkeiten und Chancen, sich in Sachen Selbstmarketing in all seinen Ausprägungen auszutesten und zu optimieren. Es gibt kein richtig oder falsch, aber es gibt mit Sicherheit jede Menge Inspiration.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.