21.400.000 Möglichkeiten

Die Event-Zora: Eventmanager in einem Tag

Habe nun, ach! Tourismus-, Hotel- und Eventmanagement,
Und leider auch BWL
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor.

Die Event Zora

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Die Welt ist kompliziert geworden. Als der Eventzorro an gleicher Stelle die rhetorische Peitsche schwang, da konnte man doch tatsächlich Eventmanager in einem Tag werden. Die IHK-abgesegnete duale Ausbildung zum Veranstaltungsmenschen war gerade aus der Taufe gehoben und mit den zwei Speerspitzen Chemnitz und Ravensburg war das Studienangebot recht überschaubar. Heute liefert Google allein 1.410.000 Suchergebnisse zu den Buzzwords Eventmanager und Ausbildung, bei Studium noch 124.000, international – also Englisch – sagenhafte 21.400.000 Treffer. Ja, der Wahnsinn. Übrigens, in einer Beziehung hat sich nicht viel geändert: „Partys und Veranstaltungen sind dein Leben? Du willst dein Hobby zum Beruf machen?“, das gibt es immer noch. Aber heute stellt sich eher die Frage nach dem Sinn.

Die Generation Golf wurde von der Generation Y überholt und die von den Millenials. Wir sind Multioptionalisten, lehnen traditionelle „puritanische“ Arbeitstugenden ab bei gesteigerter Selbstaufmerksamkeit.

Das bedienen Kampagnen  wie #kommindieagentur. Mit  einem leicht skurrilen Filmchen laden die Agenturverbände zum „Agentursurfen“ ein. „Wir machen die Welt besser. Verständlicher, erlebbarer, kreativer.“ Nice, aber wieso wird die Welt durch uns gerettet? Da stellt sich doch glatt die Frage nach „life, the universe and everything”, dem tieferen Sinn. Früher war es einfach, da wollte man es krachen lassen, irgendwann mal Porsche fahren oder in der VIP-Area des Paschas auf Ibiza Champagner fließen lassen. Das waren noch Zeiten!

Und ich? Ich habe auch so einiges studiert, den Bachelor hingelegt und irgendwann lege ich den Master nach. Warum? Um es denen zu zeigen, die immer über unsere Generation lästern. Ob Generationenforscher, Philosophen oder Arbeitgeber, das Klagen ist groß. Ja, ok. Wir lieben den Luxus, wie das Brain Sokrates vor 3000 Jahren schon klagte, – aber bitte den Luxus, Herr und Frau über uns und unsere Zeit zu sein. Deshalb Augen auf bei der Berufswahl und wachsam sein im Labyrinth der Aus- und Weiterbildungsindustrie. Werdet erst mal Generalisten, dann könnt ihr Euch immer noch spezialisieren. So hat es mir der Event-Zorro geraten.

Deshalb war die Ausbildung für mich kein Thema. „Veranstaltungskauffrau“ klang zu sehr nach Erika Mustermann. Im Gegensatz zu vielen Handwerksberufen gibt es aber anscheinend viele Mustermänner und -frauen, denn die Ausbildung ist beliebt. Dabei ist es auch nicht anders als beim Bäckerberuf, denen allerdings der Nachwuchs ausgeht: Am Anfang muss man kleine Brötchen backen und es gibt chronischen Schlafmangel.

Zurück zum Multioptionalismus. Vielleicht habe ich doch die Nase von so toller Kommunikation einfach mal voll und gehe helfen ins Camp Moria. Das ist keine Location aus „Game of Thrones“ oder „Der Herr der Ringe“, sondern einer von geradezu vielen schrecklichen Orten auf der Welt, in denen man selbst als verzweifelter Flüchtling nicht landen möchte. Ja, wir machen wirklich die Welt besser mit positiven Erlebnissen, aber nur temporär und für eine winzig kleine, exklusive Gruppe an erfolgreichen Menschen. Vielleicht ist es wirklich Zeit für so ein Sabbatical, um noch mal die Schule des Lebens zu besuchen.

 

Tschüss

Eure Event-Zora

 

PS: Danke Arzu Aydin-Mitternacht für Deinen deutlichen Brief, denn manchmal frage ich mich, für wen ich das überhaupt schreibe!

 

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