Aus dem OP live auf den Kongress

Wie funktionieren Live-Übertragungen bei Ärztekongressen?

Tagungen und Hauptversammlungen folgen zumeist demselben Schema. Nicht so bei Medizinkongressen, bei denen sich je nach Fachgebiet die Anforderungen unterscheiden. 

LUX AV
Die Live-Übertragung aus dem OP ist ein wichtiges Instrument zur Weiterbildung von Ärzten. (Bild: LUX AV )

Die Experten für Veranstaltungs- und Kongresstechnik von Lux AV haben sich neben der Durchführung von Tagungen und Symposien auf diese ganz besondere Eventsparte spezialisiert. Seit bald 30 Jahren betreut das in Kassel beheimatete Unternehmen auch Medizinkongresse.

Anzeige

Bei diesen dient die Live-Übertragung der Verdeutlichung und Anschaulichkeit von Techniken, da zu einzelnen Punkten jederzeit Rückfragen aus dem Publikum möglich sind. Daher sind solche Live-Events regelmäßig Publikumsmagnete und bilden zu herkömmlichen Vorträgen eine beliebte Alternative. Diese Art der Präsentation ist nicht nur auf den Kongressbereich beschränkt, sondern wird auch im Lehrbetrieb eingesetzt, etwa zur Schulung von Pflegekräften durch die Darstellung der alltäglichen Untersuchungen oder zur Fortbildung von eigenem Personal. Darüber hinaus können aus dem live gesendeten oder separat aufgenommenen Bildmaterial Lehrfilme erstellt werden.

Vorabplanung und Kenntnis der medizinischen Disziplinen ist das A und O

Von der technischen Seite sind dabei einige Punkte bereits bei der Vorabplanung des Kongresses zu beachten. Eine möglichst frühe Absprache mit der IT-Abteilung in der jeweiligen Location trägt zur Entzerrung der Abläufe und Fehlervermeidung bei. Bei Präsentationen in einigen medizinischen Fachbereichen sind die Ansprüche zur Verdeutlichung und Vermittlung von Inhalten durch Videos sehr hoch. Das erfordert große Datentransferraten. Um deren genaue Höhe und die zu bewegenden Datenmengen zu bestimmen, gilt es, die jeweilige medizinische Disziplin zu kennen, um die Anzahl der in den Präsentationen enthaltenen Videos abschätzen zu können. Je nach Fachgebiet ist der Bedarf unterschiedlich hoch.

Bei Medizinkongressen spielt sich das Geschehen in zahlreichen Sälen ab. AV-Techniker stehen hier vor der Herausforderung, an zwei bis vier Tagen bis zu 2.000 verschiedene Vorträge oder andere Inhalte zielgenau in diese Veranstaltungsräume zu verteilen. Hierfür nutzen Lux AV ihr bereits 2003 entwickeltes und stets aktualisiertes Tool „CongressNET“. Dabei ist es wichtig, dass vom Veranstaltungsort ein VLAN vergeben wird. Hier werden innerhalb des physischen Computernetzwerks des Tagungsorts ein oder mehrere virtuelle Netzwerke eingerichtet. Damit wird die Verwaltung der einzelnen Datenströme sehr vereinfacht.

Marcel Christ, Projektleiter bei Lux AV
Marcel Christ, Projektleiter bei Lux AV (Bild: Lux AV)

Leistungsstarke Server für die Kongresstechnik

Vor allem größere Kongresse setzen leistungsstarke Server voraus, die eine gut durchdachte, datenbankgesteuerte Verteilroutine erlauben. Damit können die Lux-AV-Techniker durch die Vergabe statischer IP-Adressen an die einzelnen Clients den Vergabeprozess genau räumlich definieren. Dabei ist es egal, welcher Computertyp jeweils genutzt wird. Das Verteilen gleicher Geräte mit gleicher Konfiguration macht allerdings nicht nur die Wartung und Pflege von Hard- und Software einfacher, sondern garantiert dem Anwender bzw. Referenten an jedem Präsentationsort gleiche Voraussetzungen. Daher nutzt Lux AV in den Medienannahmen die gleichen Computer mit den gleichen Voraussetzungen wie in den Sälen.

Die Umsetzung komplexer Kongresskonzepte ist dank der inzwischen erreichten Ausstattung fast aller Locations mit einer guten Netzwerkstruktur technisch kein Problem. Wenn es zu Schwierigkeiten kommt, dann eher aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, erklärt Lux-AV-Projektleiter Marcel Christ. Mittlerweile werden IT-Dienstleistungen immer häufiger outgesourct. Darum ist es wichtig, möglichst früh mit dem jeweiligen IT-Dienstleister vor Ort in Kontakt zu treten und alle Details rechtzeitig abzustimmen. Ein wichtiges Thema ist die Verschmelzung etwa des Teilnehmermanagementsystems, der Programmplanung und Datenmigration der Referenten sowie der Verwaltung der CME-Punkte bei Fortbildungsmaßnahmen. Bis zu einer gewissen Größe übernimmt Lux AV die Abwicklung selbst, bei Großveranstaltungen bestehen Kooperationen mit festen Partnerunternehmen.

Live aus dem OP – das Kongresshighlight

Bei zahlreichen Kongressen ist die Live-Übertragung direkt aus dem Untersuchungsraum ein Zuschauermagnet. Dabei spielt es keine Rolle, ob der medizinische Eingriff nebenan vorgenommen wird oder am anderen Ende der Welt. Ob über Satellit, Richtfunk, direkter Glasfaserverbindung oder Internetübertragung via Live-Stream, alles ist möglich. Bei internationalen und nationalen Kongressen wird oft der Weg per Satellitenübertragung genutzt. Bei innerstädtischen oder anliegenden Übertragungsorten kann auch über Richtfunk oder direkter Glasfaserverbindung übertragen werden.

Bei Live-Übertragungen mit einem pathologischen Schwerpunkt geht es beispielsweise um die Untersuchung von Gewebeproben auf krankhafte Zustände, der sogenannten Histopathologie. Die Diagnostik beruht auf der Beurteilung von Biopsien oder Operationspräparaten unter dem Mikroskop. Da dabei feinste Veränderungen bewertet werden müssen, ist eine entsprechend hohe Auflösung und Farbechtheit der Projektion unabdingbar.

Ärztekongress
Bei Ärztekongressen wird immer häufiger auf Live-Übertragungen gesetzt. (Bild: LUX AV )

Wichtig: Patienten-Datenschutz

Sämtliche Informationen zu den einzelnen Patienten und ihren Krankheitsbildern müssen anonymisiert sein. Bei Untersuchungsgeräten, die derartige Informationen direkt im Monitor zur Verfügung stellen, werden die spezifischen Patientendaten nach Möglichkeit ausgeblendet. Ist dies nicht möglich, müssen die Daten überdeckt oder verfremdet werden. In bestimmten Fällen verbietet sich jedoch eine Live-Übertragung ganz grundsätzlich aus ethischen Gründen. Das gilt z.B. beim Internationalen Kongress der Ophthalmochirurgen (Augenärzte), bei denen die Patientengesichter während des Eingriffes jederzeit zu sehen sind. Hier wird aus der Live-Übertragung via Satellit eine Video-Sitzung. Die Filme werden vorproduziert und dann in einer Sitzung gezeigt und diskutiert. Eine Einverständniserklärung des Patienten hierzu muss vor jeder Aufzeichnung oder Übertragung vorliegen. Der Nachteil: Der interaktive Charakter zwischen Sende- und Empfangsseite geht dadurch verloren.

Geringe Latenzzeiten nötig

Bei Live-Übertragungen aus dem OP muss ständig eine ununterbrochene Kommunikation zwischen Publikum und Operateur gewährleistet sein. Das bedeutet neben einer bestimmten Sprachqualität auch keine zu großen Verzögerungen bei der Übertragung. Im Fall von Satellitenübertragungen sollten hier zwei Sekunden nicht überschritten werden, weil sinnvolle Unterhaltungen sonst nicht mehr möglich sind. Um die Latenzzeiten möglichst gering zu halten und kosteneffizient zu arbeiten, erfolgt bei Übertragungen via Satellit der Rückweg nur mit einem separaten, über ISDN oder Voice-over-IP übertragenen Audiosignal.

Zusätzlich informiert ein Kontrollbildschirm im OP den Operateur darüber, was gerade gesendet wird. Der Aufbau ist hier vergleichbar mit einem TV-Studio, wo ähnliche Kontrollmonitore genutzt werden. Bei einer Live-Präsentation werden die Teilnehmer wesentlich enger ins Geschehen eingebunden. Die direkte Kommunikation mit dem OP verstärkt diesen Effekt. So werden Tipps und Tricks anschaulich vermittelt, was etwa im Bereich der Schulung oder Ausbildung von großem Wert ist.

Sterilität ist Pflicht

Beim Einsatz der Übertragungstechnik ist hinsichtlich der Sterilität im OP Hygiene äußerst wichtig. Der Operationsablauf darf durch die Anwesenheit von Kamera- und Übertragungstechnik nicht verändert oder gar beeinträchtigt werden. Das bedeutet u.a größtmöglichen Abstand zum sterilen Tisch und Patienten. Das technische Personal muss entsprechende Schutzkleidung tragen, die Technik wird vor und nach dem Einsatz steril gereinigt.

Wenn Signale direkt von medizinischen Geräten, zum Beispiel von Endoskopen oder Laparoskopen aus der Bauchhöhle übertragen werden sollen, arbeitet Lux AV mit Geräten und Netzteilen, die nach dem Medizinproduktegesetz (MPG) zertifiziert sind. Vor der Übertragung müssen die Signale wie für Medizingeräte üblich galvanisch getrennt werden, um Beeinflussungen zu vermeiden.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.