"Verantwortung endet nicht im Chefbüro"

Götz Werner, der Gründer von dm

Beim Drogeriemarkt dm kaufen die meisten Kunden sehr gerne ein, ganz gleich ob es um eine Feinstrumpfhose oder ein preiswertes Naturkosmetik-Deo ohne Aluminiumsalze und Tierversuche der Hausmarke geht. Dabei fing der bejahende Anthroposoph Götz Werner ganz ähnlich an wie diverse andere Discount-Millionäre, die bereits wieder vom Markt gefegt wurden.

Jeder Einzelne ist wichtig. Das verkündet auch der Slogan von dm: "Wir machen den Unterschied".
Jeder Einzelne ist wichtig. Das verkündet auch der Slogan von dm: “Wir machen den Unterschied”.

Begonnen hat Werners Biografie mit einer Kindheit in der elterlichen Drogerie in Heidelberg während Nachkriegsnot und Wirtschaftswunder. Götz Werner setzte mit seinem ersten Drogerie-Discountmarkt wie die Schleckers oder die Albrecht-Brüder zuerst auch auf hohe Warenmengen, daraus folgende Rabattsätze und niedrige Preise. Natürlich dank Selbstbedienung. Allerdings legte er schon frühzeitig Wert auf kompetente Kunden-Fachberatung. 1978 waren dem ersten Laden in Karlsruhe bereits 99 weitere in Deutschland gefolgt. Mittlerweile sind es mehr als 2.900 Filialen in elf europäischen Ländern mit mehr als 49.000 Mitarbeitern.

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Götz Werner übergab 2008 das operative Geschäft an seinen langjährigen Stellvertreter Erich Harsch, also eine neue Generation. Mit auf den Weg gab er eine Unternehmensführung, die aus der Anthroposophie stammt. Sie ist dialogisch und antiautoritär, basiert auf Grundwerten wie Verständnis und Respekt. Der Entscheidungsspielraum der Mitarbeiter vor Ort ist nach Ansicht von Analysten der Grund für konkurrenzfähige niedrige Preise bei vielen Produkten sowie eine ungewohnt hohe Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit. Recht früh setzte er auch auf Natur- und Bioprodukte im Sortiment. Die Offenheit für Neues will er im Unternehmen gepflegt wissen, auch wenn er nur noch im Aufsichtsrat sitzt. Von 2003 bis 2010 war er Nachfolger von Reinhold Würth als Professor des Instituts für Entrepreneurship am Karlsruher Institut für Technologie. Inzwischen kennt man ihn auch als Redner wie bei der Netz- und Gesellschaftskonferenz re:publica, oder als Gast in Talkshows und Fernsehstudios. Sein großes Thema ist die Ungerechtigkeit in der Verteilung von Einkommen und Wohlstand. Daraus folgend streitet er als einer der wenigen Vertreter des Unternehmerflügels für ein Bürgergeld bzw. bedingungsloses Grundeinkommen. Verantwortung hört für ihn nicht im Chefbüro auf.

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