Kolumne

Die Event-Zora: Fast fwd: in Villarriba

Wird mit neuem Namen auch die Lobbyarbeit in Berlin besser? Die Event-Zora hinterfragt die Umbenennung des FAMAB in fwd:, und findet, das Key Visual des BrandEx Awards hätte ihre kleine Nichte zeichnen können.

Die Event-Zora

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Wird jetzt aus Raider Twix? Oder heißt der FAMAB jetzt „fwd:“, um sich beim Bundesfinanzminister anzubiedern, da dessen altes Parteiblatt „Vorwärts“ heißt? Die neue Bundesvereinigung der Veranstaltungswirtschaft will sich ja für die „Zukunftssicherheit unserer Schlüsselbranche“ einsetzen, heißt es. Das Ziel sei „eine politische und gesellschaftliche Interessenvertretung ohne starre Regeln“. Hoffen wir mal, dass fwd: schnell und besser hinbekommt, was FAMAB in vielen Jahren nicht gelungen war: knallharter Lobbyismus.

Wo wir schon bei Namensgebungen sind, noch ein paar Comments. Das „fwd:“ ist ja für Boomer ganz keck, die in einer Zeit mit Walkman und Videorekordern groß geworden sind. Damit es dann seriös und klar wird, gibt es den bierernsten Zusatz „Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft“. Da haben die Verantwortlichen einen Zwitter geschaffen, der perfekt in unsere höchst diverse Zeit mit ihren vielen Geschlechtern passt. Aber mal real Talk, das ist doch voll vegan: nicht Fisch, nicht Fleisch. Und habt ihr schon mal „fwd:“ bei Google eingeben? Auf Platz 1ff landet ihr beim FWD, dem „Freiwilligen Wehrdienst“ der Bundeswehr. Der Event-Zorro meint übrigens, das sei vielleicht wie das Villarriba und Villabajo-Desaster, als Fairy Ultra in Dawn umbenannt wurde. Erinnert sich noch jemand?

Macht durch Einigkeit

Sich breiter aufzustellen als die Silhouette von Peter Altmaier, das macht schon Sinn, um in der Politik Gehör zu finden UND echte Veränderung zu bewirken. „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“, so hieß es beim Dichter Georg Herwegh über die Macht der Arbeiterbewegung. Die Krux war damals, dass es keine Einigkeit gab. Erst als sich Parteien und Gewerkschaften zusammenschlossen, wurde es für die Herrschenden enger und das arbeitende Volk besser. So sollte es – gerade auch mit Blick auf die kommende Bundestagswahl – gehen. Holt die Verantwortlichen aus ihren Mega-Komfortzonen und lasst sie mal richtig schwitzen. Denn viele unmittelbare Zukunftsfragen sind noch offen und andere Länder zeigen, wie es verantwortungsvoll schneller gehen kann. Dort können Events und Messen wieder stattfinden.

BrandEx Award: Vorwärts in die Vergangenheit

Fwd: geht es übrigens auch beim BrandEx Award, sozusagen vorwärts in die Vergangenheit. Die Ausschreibung für die vierte Auflage 2022 ist raus. Sie heißt „Neustart“ und das Key Visual zieren drei Raketen, die meine sechsjährige Nichte Zoe gemalt haben könnte. Am Wettbewerbs-Prozedere hat sich dafür aber so gar nichts geändert. Das „Neustart“ bezieht sich also nur auf die erhoffte Wiederbelebung der Branche. Ich bin jetzt mal gespannt, ob und was es da an Projekten zu sehen geben wird, denn der Einreichungszeitraum klammert ausgerechnet die IAA 2021 aus. Ok, die EXPO in Dubai ist dabei. Ich winke da mal kurz mit dem Zaunpfahl: Beim ADC-Wettbewerb gibt es exakt für diese Art von akuten Projekten eine Ausnahme und kurze Verlängerung.

So genug gemeckert. Ich schaue jetzt mal einfach fwd:

 

Tschüssi

Eure Event-Zora

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Gut gesehen! Außerdem halte ich es für kompliziert, sich breitbeinig hinzustellen und zu sagen: ” Wir sind jetzt die Lobby”
    Das ist ungefähr das, was Lobbyarbeit nicht sein möchte. Die darüber hinaus schon seit langer Zeit von vielen Verbänden europaweit betrieben wird.

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  2. Man fragt sich wirklich, ob mit diesem kruden neuen Namen fwd: Forward auch eine neue Form der politischen Wirkung entstehen kann. Es sieht eher danach aus, als müsse man künftig noch mehr als bisher einen Sack Flöhe hüten. Denn die teilnehmenden Verbände der Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft zeichnen sich durch eine merkwürdige Spreizung von Interessen aus,
    Der Bundesverband deutscher Discotheken und Tanzbetriebe und der Bundesverband Deutscher Schausteller und Marktkaufleute hat beispielsweise mit dem Tagungs,- Eventmarketing- und Kongressgeschäft so wenig zu tun wie ein Viehhändler mit einem Autohändler. Insbesondere die Diskotheken und Tanzbetriebe sind in Pandemiezeiten absolut Locis non grata. Da kann man einfach nicht glaubwürdig “mit einer Stimme sprechen”.
    Was ist mit der alten Marketingweisheit “Spitz bricht Breit”? Und worin begründet sich der Glaube, diese neue “eine starke Stimme” könne politisch mehr bewirken als der unzweifelhaft starke Branchenverband DEHOGA, der kaum weniger machtlos war, als es tatsächlich um die Wurst ging? Nun denn: Für Aufmerksamkeit ist erstmal gesorgt. Ein Wert an sich. Ob die Reise mit neuem Namen und neuem Konzept tatsächlich auf die Insel der Seligen führt, wird man sehen. Und darf man hoffentlich wenigstens vorsichtig bezweifeln.

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