Back to normal

Branchenumfrage: Corona-Innovationen – was bleibt?

Hygiene- und Abstandsregeln, Quarantäne und Masken – aber vor allem ein immenser Sprung in Sachen Digitalisierung und der Akzeptanz virtueller Event-Alternativen. Doch was ist drei Jahre nach dem offiziellen Ausbruch der Corona-Pandemie noch geblieben?

VR-Digital-Neu-Trend(Bild: Pexels)

Welche Corona-Innovationen und Hypes – z.B. Hybrid-Events, digitale Messen, Coronatest-Konzepte oder Besucherleitsysteme – haben Bestand und wo heißt es 2023 „back to normal“? Oder ist vielleicht der, durch die Corona-Pandemie mindestens verstärkte, Fachkräftemangel der einzige Grund, warum Events (noch) nicht wie vor der Pandemie überwiegend live und mit viel Brimborium durchgeführt werden? Wir haben bei diversen Unternehmen der Eventbranche nachgefragt.

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Digital-Events: Nachfrage rückläufig

Marcel Schettler, Geschäftsführer Guest-One GmbH
Marcel Schettler, Geschäftsführer Guest-One GmbH (Bild: Malte Reiter)

„Wir erleben seit Mitte 2022, dass die Nachfrage nach digitalen oder hybriden Events stark zurückgegangen ist. Wir haben uns die zweite Jahreshälfte fast ausschließlich mit Live-Events beschäftigt. Das wird sich aus meiner Sicht im Jahr 2023 fortsetzen. Dabei spielen Themen wie Corona-Tests, Masken, Nachverfolgung oder Hygienekonzepte keine große Rolle mehr. Bleiben werden digitale Formate sicher, wenn es rein um Wissensvermittlung geht (Seminare) oder auch bei „Pflichtveranstaltungen“ wie Haupt-, General- oder Mitgliederversammlungen.

Stutzig macht uns, dass viele Kunden die „Errungenschaften“ aus der digitalen Welt leider nicht in die Live-Welt mitnehmen. So kommt z.B. unser rechtssicheres Online-Wahlsystem bei Live-Veranstaltungen leider nicht zum Einsatz. Hier lassen die Kunden wieder Stimmkarten in Urnen werfen und zählen später manuell aus. Das hat uns tatsächlich etwas irritiert.“

Marcel Schettler, Geschäftsführer Guest-One GmbH


„Live“ ist unersetzbar

Stephan Haida, Geschäftsführer Artlife
Stephan Haida, Geschäftsführer Artlife (Bild: aha-fotomanufaktur)

„Das wichtigste Überbleibsel der Krise ist in unseren Augen, dass „live“ nicht zu ersetzen ist. Der Mensch hat ein elementares Bedürfnis nach Kommunikation und dem persönlichen Austausch mit anderen Individuen. Und dieses Verlangen können digitale Konzepte nicht stillen.

Vielleicht ist das, neben der gelebten Solidarität und dem Zusammenhalt in unserer Branche, die beste Erkenntnis aus der Pandemie.“

Stephan Haida, Geschäftsführer Artlife


Trend zu Storytelling

Brigitte Nussbaum, CEO trendhouse Eventmarketing
Brigitte Nussbaum, CEO trendhouse Eventmarketing (Bild: Ina Zabel)

„Während der Pandemie ist noch deutlicher geworden, dass langweiliger Inhalt mit schöner Verpackung nicht funktioniert. Vor Corona haben viele versucht, trockenen Inhalt mit einer netten Bühnenshow auszugleichen. Inzwischen ist auch den letzten klar geworden, dass man relevanten und gut erzählten Inhalt braucht. Die Show ist dabei der emotionale Verstärker. Das Zauberwort lautet also: Storytelling. Eine intelligente Verknüpfung von Botschaften und Emotionen mit toll aufbereitetem Content und dramaturgischer Spannungskurve.

Dabei ist eine zielgenaue Teilnehmer:innenkommunikation auch im Vorfeld wichtig. Die Kommunikation selbst muss bereits Teil der Story sein. Das Event ist dabei dann „nur“ der Höhepunkt.“

Brigitte Nussbaum, CEO trendhouse Eventmarketing


„Back to 2019“

Stefan Werthmöller, Personal & Projektleitung L&S GmbH & Co. KG
Stefan Werthmöller, Personal & Projektleitung L&S GmbH & Co. KG (Bild: L&S GmbH & Co.KG)

„Events und Messe werden wieder wie Pre-Corona an- und nachgefragt. Und natürlich auch erfolgreich durchgeführt. Unsere Kunden kommen überwiegend aus dem Industriesektor und die Events und Messen im Herbst 2022 und auch jetzt im Januar zeigen eindeutig, dass „live“ wieder gefragt ist! Hybride Elemente und Streamings bleiben ergänzend erhalten. Gerade für Mitarbeiterevents und Schulungen wird das häufig nachgefragt, allerdings eher unter dem Gesichtspunkt Nachhaltigkeit, Zeit- und Reisekostenoptimierung.“

Stefan Werthmöller, Personal & Projektleitung L&S GmbH & Co. KG


Kommunikationsmix: Digital bleibt

Koen Siemes, Vertriebsleiter Party Rent Group
Koen Siemes, Vertriebsleiter Party Rent Group (Bild: Party Rent Group)

„Tatsächlich merken wir, dass der Trend Richtung „back to normal“ geht. Der Wunsch nach echten Begegnungen und Erlebnissen – ohne Maske und Abstand – ist größer denn je. Sicher sind digitale und hybride Messen und Events etwas, das teilweise bleibt und auch künftig als ein Teil im Kommunikationsmix zum Einsatz kommen kann. Aber ersetzen kann es das Live-Erlebnis eben nicht, das haben die vergangenen Jahre klar gezeigt. Der Trend, insbesondere bei Messen, geht dahin, dass sie wieder wie früher stattfinden werden. Das zeigen etwa die Prognosen des AUMA eindeutig. Der Fachkräftemangel bleibt weiterhin eine Herausforderung. Wir müssen noch besser herausstellen, wie spannend und attraktiv die Veranstaltungsbranche ist. Insgesamt gilt es, kreative Wege im Recruiting zu gehen und Mitarbeiter:innen echte Mehrwerte zu bieten.“

Koen Siemes, Vertriebsleiter Party Rent Group


Investitionen in Personal & Material

Oliver Sperling, Mitglied der Geschäftsleitung Nordlite
Oliver Sperling, Mitglied der Geschäftsleitung Nordlite (Bild: Nordlite)

„Neben neuen Projekten, wie dem Erstellen von Hygienekonzepten, Machbarkeitsanalysen und Nachhaltigkeitskonzepten, nahm bei uns bei Nordlite natürlich das Konzipieren digitaler Lösungen für unsere Kunden viel Raum ein. Letztlich konnten wir auch unter Corona-Bedingungen zahlreiche Veranstaltungen umsetzen.

Was für uns aus dieser Zeit bleibt, ist das gewonnene Know-how im Bereich der digitalen Events. Seit letztem Jahr nehmen wir seitens unserer Kunden den klaren Wunsch wahr, wieder zu Präsenzveranstaltungen zurückzukehren. Wir freuen uns sehr über diese Entwicklung, denn den sozialen Kontakt und das gemeinsame emotionale Erleben eines Live-Events kann ein digitales Format nicht imitieren. Diesen Trend haben wir rechtzeitig erkannt. Deshalb haben wir bereits während der Pandemie damit begonnen, großflächig in neues Material zu investieren, vor allem aber auch unser Team auszubauen.“

Oliver Sperling, Mitglied der Geschäftsleitung Nordlite


Trend geht zurück zu Live-Events

Ingo Kaiser, Geschäftsführer Erlebnisreich GmbH & Co. KG (Bild: Erlebnisreich GmbH & Co. KG)

„Der Trend geht in jedem Fall zurück zu Live-Events, dennoch werden – gerade vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit – die Vorzüge hybrider Kombinationen auch weiterhin Bestand haben.

Das A und O sind professionelle und verlässliche Partner der Branche, aber auch die Stärkung des eigenen Teams und Fachkräftenachwuchses.“

Ingo Kaiser, Geschäftsführer Erlebnisreich GmbH & Co. KG


Kommentar zu diesem Artikel

  1. Danke für die Einschätzung und ich gebe allen Interviewpartnern recht!
    Ein live Erlebnis im Event-, Konzert- und Veranstaltungsbereich ist durch Nichts zu ersetzen! Der persönliche Austausch live vor Ort ist eine angeborene Kommunikationsmaßnahme von höchstem Wert.
    Obwohl ich seit vielen Jahren Online-Seminare halte und feststelle, das dieses Format in kleinen Gruppen sehr gut funktioniert, dennoch gilt auch hier: das persönliche “Miteinander” der Teilnehmer fehlt!

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