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Index Digitale Souveränität

Deutsche Unternehmen ohne klare Strategie für Digitale Souveränität

Digitale Souveränität entwickelt sich zunehmend zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für die deutsche Wirtschaft. Doch viele Unternehmen haben bislang keine klare Strategie für diesen Bereich formuliert. Das ist das zentrale Ergebnis des erstmals erhobenen „Index Digitale Souveränität“ (IDS), den der IT-Dienstleister adesso gemeinsam mit dem Handelsblatt Research Institute vorgestellt hat.

Grafik aus dem INdex Digitale Souveränität(Bild: adesso)

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Zwar halten 92 Prozent der befragten Unternehmen und Organisationen das Thema für wichtig. In der Praxis bleibt es jedoch oft bei einem Lippenbekenntnis: Nur 21 Prozent verfügen über eine konkrete Strategie, lediglich 13 Prozent haben das Thema in die Unternehmensstrategie integriert. In rund 46 Prozent der Fälle ist es allein der IT-Abteilung überlassen, während nur ein Viertel das Thema auf Vorstandsebene verankert hat.

Digitale Souveränität wird dabei häufig auf die Themenfelder Cloud (72 Prozent) und Sicherheit (91 Prozent) reduziert. Aspekte wie Recht und Regulierung, Weiterbildung, Kompetenzaufbau oder Supply Chain Management werden vielfach nicht berücksichtigt.

Reifegrad bei knapp 66 Prozent

Der Index basiert auf einer branchenübergreifenden Umfrage unter knapp 500 Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden sowie Organisationen der öffentlichen Hand. Bewertet wurden die sechs Dimensionen Hardware, Software, Cybersicherheit, Datenmanagement, Cloud und Künstliche Intelligenz.

Mark Lohweber, Vorstand adesso
Mark Lohweber, CEO von adesso SE, warnt davor, dass zuviele deutsche Unternehmen die Bedeutung der Digitalen Souveränität unterschätzen (Bild: adesso)

Der durchschnittliche Reifegrad liegt bei 65,8 Prozent. Unternehmen erreichen dabei mit 67 Prozent leicht bessere Werte als die öffentliche Verwaltung mit 64 Prozent. Kleine und mittlere Unternehmen (unter 2.500 Mitarbeitende) schneiden mit 68,9 Prozent deutlich besser ab als Großunternehmen (64,2 Prozent). Vollkommene Souveränität wäre bei 100 Prozent erreicht.

Besonders deutlich zeigt die Studie die hohe Abhängigkeit von nicht-europäischen Lösungen. Über 60 Prozent der Unternehmen geben an, bei Schlüsseltechnologien wie Cloud, Software und Künstlicher Intelligenz stark auf Anbieter aus dem Ausland angewiesen zu sein. Gerade im Bereich KI stufen 63 Prozent ihren Souveränitätsgrad nur als „ausreichend“ ein.

Investitionsbereitschaft vorhanden

Hindernisse beim Ausbau der Digitalen Souveränität sind vor allem Fachkräftemangel, fehlende Kompetenzen und hohe Kosten. Dennoch ist die Investitionsbereitschaft groß: 80 Prozent der Befragten wären bereit, für souveräne Lösungen einen Aufpreis zu zahlen – im Schnitt rund 17 Prozent, bei Großunternehmen sogar knapp 30 Prozent.

„Unser Index Digitale Souveränität macht erstmals deutlich, wie sehr die große Mehrheit der deutschen Wirtschaft die strategische Relevanz der Digitalen Souveränität unterschätzt“, erklärt Mark Lohweber, CEO von adesso SE. „Dabei verhilft sie Unternehmen zu mehr Handlungsfreiheit, Innovation und damit Wettbewerbsfähigkeit. Diese wichtigen Hebel für Wachstum und Wertschöpfung bleiben noch weitestgehend ungenutzt.“

Balance statt Abschottung

Komplette digitale Unabhängigkeit strebt jedoch kaum ein Unternehmen an. Im Durchschnitt wird ein Souveränitätsgrad von 77,8 Prozent als Zielmarke angesehen. „Digitale Souveränität bedeutet in einer global vernetzten Wirtschaft und Politik nicht Abschottung, sondern Selbstbestimmung, Partnerschaft und Resilienz“, so Lohweber weiter. Entscheidend sei die „optimale Balance zwischen Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit“.

Der vollständige Index Digitale Souveränität steht hier zum Download bereit.

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