Fachkräftemangel in der Eventbranche

Warum und wie die Eventbranche um Fachkräfte kämpft

In ihrer Studie „Fachkräftebedarf in der Event- und Messebranche 2018-2023“ hat Prof. Dr. Cornelia Zanger von der TU Chemnitz die Eventbranche gründlich untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass wir Teil einer sich dynamisch entwickelnden Branche sind, die moderne und spannende Aufgaben sowie hervorragende Karrierechancen bietet. Kein schlechtes Resultat! Dennoch schwebt das Fehlen von Fachpersonal wie ein Damoklesschwert im Raum. Was ist dran am Fachkräftemangel?

woman(Bild: Pixabay.com)

Mit über 7 Mrd. Euro Jahresbudget 2017 gehört die Live Kommunikation zu den Wachstumsbereichen innerhalb der Medienlandschaft. Die kontinuierliche Professionalisierung der Event- und Messebranche wird dabei begleitet von einer stetig wachsenden Nachfrage an entsprechend qualifiziertem Personal. Doch wie ist die aktuelle Fachkräftesituation zu bewerten? Welche Anforderungen warten auf Fachkräfte der Event- und Messebranche? Und wie kann die Zukunft der Fachkräfte gesichert werden?

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Anforderungen an Fachkräfte der Event- und Messebranche

Eines der aktuell bekanntesten gesellschaftlichen Phänomene ist die Digitalisierung der Arbeitswelt. Neben einer komplexen und crossmedialen Kommunikationsstruktur über alle Kanäle, die die tägliche Arbeit prägt, sind aktuelle Softwarelösungen, Portale und Apps fester Bestandteil der Event- und Messeplanung. Ständig erobern neue technologische Tools den Markt, die in Eventkonzepte integriert werden sollen. Ganzheitliche Markeninszenierungen prägen daher die konzeptionelle und operative Arbeit von Fachkräften, was sich auch auf die qualitativen Anforderungen auswirkt: Die individuelle Arbeit mit dem Kunden und interdisziplinäres Denken stehen im Mittelpunkt. Akademisches Wissen, konzeptionelles Arbeiten sowie Kreativität sind dabei genauso wichtig wie eine berufspraktische Erfahrung.

 

„Digitalisierungskompetenz ist für mich der entscheidende Faktor, der die Branche stark dominiert“.

Simon Damböck, Atelier DamböckMessebau GmbH

 

Spezialisten vs. Generalisten

Im Kampf um Fachkräfte sind zwei verschiedene Typen gefragt: Zum einen jene, die als Generalisten agieren, Projekte strategisch planen und diese operativ umsetzen und steuern können. Zum anderen die Spezialisten, die sich durch besondere Kenntnis beispielsweise in den Bereichen Social Media, Technik, Nachhaltigkeit oder Sicherheit auszeichnen.

digital marketing(Bild: Pixabay.com)

Internationalität und Globalität

Veranstaltungen werden zunehmend im internationalen Umfeld ausgerichtet, woraus sich weitere Anforderungen an Fachkräfte ergeben: Zum einen die grundsätzlichen sprachlichen Kenntnisse, um den Umgang mit Kollegen und Partnern aus aller Welt zu erleichtern. Aus demselben Grund sollten sich Fachkräfte in Bezug auf die Eigenarten anderer Kulturen stetig fortbilden und den Willen sowie die Fähigkeit zur interkulturellen Kommunikation mitbringen.

 

„Die Bindung von Mitarbeitern hat auch etwas mit Kultur und Wertschätzung zu tun. Und auch damit für jeden Lebensabschnitt den richtigen Job zu bieten.“

Christian Seidenstücker, Joke Event AG

 

Auch die Bereitschaft zur Anpassung der Arbeits- und Lebensweise gilt als wichtige Eigenschaft von Fachkräften. Schließlich inkludiert eine globale Auftragslage eine flexible Zeitplanung sowie eine grundlegende Reisebereitschaft. Zusätzlich werden Flexibilität und Teamfähigkeit im Arbeitsumfeld von Agenturen immer wichtiger, da sich auch die Planungs- und Durchführungszyklen in der Event- und Messebranche stark verkürzt haben.

business suit(Bild: Pixabay.com)

Ursachen des Fachkräftemangels

Experten gehen im Hinblick auf Fachkräfte auf einen akuten Mangel sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht aus. Die Ursachen dafür sind vielschichtig:

  1. Demographische Entwicklungen und die Flexibilisierung von Karrierewegen betreffen die Gesellschaft im Allgemeinen und damit auch die Event- und Messebranche
  2. Branchenspezifische Bedingungen, beispielsweise die außergewöhnlich hohen Leistungsanforderungen Arbeitsbelastungen
  3. Agenturspezifische Faktoren, wie unzureichende Fokussierung auf Personalentwicklung, Ausbildungs-, Studien- und Weiterbildungsangebote, geeignete Bezahlungs- und Anreizsysteme sowie Arbeitsbedingungen im Hinblick auf Work-Life-Balance
  4. Personenspezifische Ursachen wie veränderte Karriere- und Lebensmodelle

„Die Event-und Messebranche ist eine sich dynamisch entwickelnde Branche, die moderne und spannende Arbeitsaufgaben bietet und hervorragende Karrierechancen für die Zukunft bereit hält“, erklärt Prof. Dr. Cornelia Zanger. Sie ist sich sicher, dass dem Problem des Fachkräftemangels durch eine gezielte Personalentwicklung und Personalbindung seitens der Agenturen entgegen gewirkt werden kann. Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, schlägt Prof. Dr. Zanger drei zentrale Aufgaben vor:

1.  Aufgabe

Die erste Aufgabe sieht den Aufbau von Fachkompetenz vor: Das geforderte Zukunftsbild des „Generalisten mit Spezialwissen“ kann nicht durch eine einmalige Ausbildung oder ein Studium allein erworben werden. Vielmehr liegt diesem Zukunftsbild die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens zu Grunde, die auch von Arbeitgeberseite entsprechend gefördert werden muss. Agenturen sollten die Weiterbildung dabei als Investition in die Kompetenz der eigenen Mitarbeiter verstehen. Neben internen Weiterbildungsmöglichkeiten sollten dazu auch in der Branche vorhandene Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote in Anspruch genommen werden.

2. Aufgabe

Die zweite Aufgabe setzt sich nachhaltige Personalentwicklung und –bindung zum Ziel. Qualifizierungsmaßnahmen durch die Agenturen sollten dabei individuell mit der Fachkraft geplant werden. Auch flexible Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit, Homeoffice oder ein dynamischer Jahreszeitarbeitsausgleich schaffen moderne Arbeitsbedingungen, die die die Balance zwischen Arbeits- und Privatleben unterstützen.

Zudem müssen Mitarbeiter neben nichtmonetären Vorteilen auch finanzielle Anreize erhalten, die in Abhängigkeit von Projektverantwortung, Branchenerfahrung und Weiterbildungsbereitschaft angeboten werden.

3. Aufgabe

Die dritte zentrale Aufgabe betrifft die Wertschätzung und Unternehmenskultur. Mehr Verantwortungsübernahme für die eigenen Fachkräfte und deren Wertschätzung sind wichtige Faktoren für Arbeitszufriedenheit und die Bereitschaft zur Bindung an das Unternehmen. Transparente Karrierewege sollten jedem Mitarbeiter aufgezeigt werden und individuelle Qualifikationspläne entwickelt werden. Teil einer modernen Unternehmenskultur sollte auch das Angebot an die Fachkräfte zur Teilnahme an Netzwerkveranstaltungen sein.

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