Portrait: mt-academy for Eventdesign

Neue Perspektiven: Weiterbildung zum Eventdesigner

Anfang November startete im baden-württembergischen Ladenburg die Academy for Eventdesign den Lehrbetrieb. Maximal fünfzehn Teilnehmer erhalten nach Absolvierung eines siebenwöchigen Kurses einen Abschluss als Eventdesigner mit IHK-Zertifikat.

Seminar der mt-academy for Eventdesign
Seit Anfang November finden an der mt-academy for Eventdesign Seminare statt. (Bild: Sofia dos Santos)

Jan Carstensen führt seit vielen Jahren die modern times GmbH und hat in über 30 Berufsjahren so ziemlich jeden Arbeitsbereich der Branche durchlebt. Mit seinem Unternehmen betreut er erfolgreich zahlreiche Produktionen hinsichtlich der technischen Planung und Umsetzung. Und so kam ihm die Idee einer branchengerechten Schulung, die in zwei Seminarbereiche strukturiert ist – die mt-academy war geboren. Dort übernimmt Carstensen die Leitung des Technik-Seminars.

Anzeige

Das gesamte Dozenten-Team der neuen Academy verkörpert breites Praxiswissen und jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der Incentive-Events, Messe-Architektur und Touring-Produktionen. „Die Absolventen werden in dieser Ausbildung ein übergeordnetes Verständnis für alle Prozesse, die für die Realisation eines gelungenen Events entscheidend sind, erlangen. Sehr häufig sind fehlende Kenntnisse über die einzelnen Tätigkeitsbereiche der beteiligten Gewerke seitens der Produzenten und auch der Kunden dafür verantwortlich, wenn es klemmt“, erläutert Design Seminarleiter Axel Loritz. Der Dipl.-Industriedesigner war in seiner 40-jährigen Karriere für zahlreiche Marken sowie hochkarätige Events verantwortlich und verfügt zudem über Erfahrung als Gastprofessor an der HDK Berlin und der FH Nürnberg. Sein Credo: Gegenseitige Akzeptanz und Verständnis schaffe eine Art von familiärem Zusammenhalt zum Wohle des jeweiligen Projekts: „Wenn man Prozesse gemeinsam durchlebt hat, kann man sie auch gezielt lenken.“

Seminar an der mt-academy for Eventdesign
Praktische Lehreinheiten und theoretische Stunden wechseln sich an der mt-academy for Eventdesign ab. (Bild: Sofia dos Santos)

Dozentin Lea Fischer erarbeitet gemeinsam mit Axel Loritz die Inhalte des DesignKurses. Auch sie bringt nicht nur Erfahrung aus dem Hochschulbetrieb mit, sondern durch ihre internationalen Arbeiten im Bereich der klassischen Architektur auch erprobte Methoden und Ansätze, die der Eventkultur dienlich sein dürften.

Erst Bleistift und Papier, dann ab an den PC
Fischer als auch Loritz wissen, dass einige sehr erfolgreiche Agenturen mit diesem Arbeitsansatz dauerhaft erfolgreich sind. Leider seien aber nicht wenige Agenturen viel zu ängstlich, wenn es um Kooperationen mit den technischen Dienstleistern gehe und stünden sich dadurch oftmals selbst im Weg. Ein simples Beispiel sei etwa der Umgang mit LocationChecks. „Sehr häufig werden die Fachplaner der Gewerke nicht zur ersten Begehung eingeladen. Meist aus zwei Gründen: Zusätzliche Kosten, die man den Kunden nicht zumuten möchte, und die unberechtigte Befürchtung, Planer und Gestalter könnten kontraproduktiv im Umgang mit dem Auftraggeber sein“, schmunzelt Axel Loritz. „In der Regel ist es doch so, dass dann die Planer zu einem späteren Zeitpunkt ´eingeflogen´ werden müssen, um nicht erfasste Fakten vor Ort nachträglich einzuholen. Wertvolle Zeit geht verloren. Nachplanungen werden nötig und zusätzliche Kosten entstehen trotzdem.“

Skizzen an einer Tafel
Technisches Fachzeichnen ist Bestandteil des Lehrplans der mt-academy for Eventdesign. (Bild: Sofia dos Santos)

Gerade in Zeiten, in denen die Anforderungen ständig steigen, Zeitfenster und Budgets aber immer kleiner werden, sei die Vermeidung solcher Fehler wichtig. Es gehe im Lehrplan darum, diese Prozesse zu optimieren. Optimierung kann dabei auf unterschiedlichsten Ebenen der Kommunikation erlangt werden. Solch grundlegende Verfahrensweisen wie bei Location-Checks seien genauso wichtig wie planerisches Zeichnen. Optimierte Kommunikation fange schon beim Skizzieren einer Vorstellung an.

Die Teilnehmer lernen daher gleich zu Beginn des Design-Kurses den Umgang mit Bleistift und Papier. Was im ersten Moment banal erscheinen mag, erweist sich jedoch rasch als sinnvoll. „Solch simple Techniken, wie etwa einen perspektivischen Entwurf einer Bühne aus der Hand zu zeichnen, helfen enorm, um Missverständnisse aus der Welt zu schaffen“, weiß der erfahrene Designer Loritz: „Wenn ich eine Idee lediglich auf der verbalen Ebene kommuniziere, ist es durchaus möglich, dass jeder in seiner Phantasie mit einer anderen Vorstellung nach Hause geht. Einigt man sich hingegen auf der Basis einer aussagekräftigen Skizze, gibt es eine konkrete Grundlage für alle weiteren Planungsschritte. Dazu braucht man nicht immer Rechner und Drucker.“ Ganz nebenbei dürfte eine solche Fähigkeit dem Gegenüber auch die eigene planerische Kompetenz vermitteln. Die Teilnehmer erlernen in wenigen Unterrichtsstunden solches Basiswissen. Später kommen (selbstverständlich) die gängigen Computerprogramme der 2D- und 3D-Animation hinzu, denn ganz ohne Rechner geht es ja doch nicht.

Technik als Werkzeug für Kommunikation
Neben vielen solchen praktischen Lehreinheiten wird gleichberechtigt grundlegendes theoretisches Wissen vermittelt. So fehlen die historische Herleitung über Theater und Zirkus ebenso wenig wie die Themenbereiche Ulmer Schule, Bauhaus und gar die Auseinandersetzung mit den ästhetischen Theorien des Philosophen und Soziologen Theodor W. Adorno. Alles, was für die gute Gestaltung eines Events dienlich ist, wird hier bis zum i-Tüpfelchen behandelt.

Ausstellung der mt-academy for Eventdesign
Auch die historische Herleitung über das Theater fehlt nicht an der mt-academy for Eventdesign. (Bild: Sofia dos Santos)

Im Anschluss an das dreiwöchige Design Seminar folgen vier Wochen, in denen die Grundlagen der technischen Veranstaltungsplanung vermittelt werden. Zur praxisnahen Projektarbeit zählen z. B. Fachkurse in Ton, Licht und Medientechnik bis hin zu technischem Fachzeichen. „Spezieller Wert wird hier auf die Grundaufgabe aller Events gelegt: die Kommunikation. Um Prozesse zu verstehen und zu optimieren, ist es notwendig, Technik als Werkzeug für Kommunikation zu sehen. Dies ist für einen erfolgreichen Gesamtablauf ebenso wichtig wie die Grundlagen des Designs zu beherrschen“, so Carstensen.

Seminararbeit in der mt-academy for Eventdesign
Praxisnahe Projektarbeiten gehören zum Lehrplan der mt-academy for Eventdesign. (Bild: Sofia dos Santos)

Praxisübungen im Gutshof Ladenburg
Der Ort für die Academy hätte nicht besser gewählt werden können: Seit einigen Jahren dient der alte Gutshof Ladenburg, der auf den Grundmauern einer alten Römeranlage errichtet wurde, als Eventlocation. In den insgesamt rund 250 m2 großen Unterrichtsräumen findet sich u. a. eine Bühne, die mit Technik ausgestattet ist, mit der auch Holographien umgesetzt werden können. Kein Hexenwerk und auch nicht überdimensioniert, aber ein Rahmen, der professionelles Arbeiten garantiert. Weitere Praxisübungen können in den Räumlichkeiten der benachbarten Eventgastronomie abgehalten werden. Die Kurse finden an drei aufeinanderfolgenden Wochentagen jeweils von dienstags bis donnerstags statt. Man habe diese Struktur gewählt, weil die Branche an den Wochenenden ihre Arbeitskräfte braucht.

Doch nicht nur Freelancer und Angestellte aus der Veranstaltungsbranche, sondern auch Endkunden sind inzwischen auf die Schulungen aufmerksam geworden: Auch Personalchefs großer internationaler Unternehmen, selbst aus dem deutschsprachigen Ausland, sähen bereits ihre gesamte Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit auf den Schulbänken der mt-academy, verriet Carstensen.

Inzwischen sind in Ladenburg weitere, sehr innovative Formen der Weiterbildung in der Planung, etwa ausbildungsbegleitende Maßnahmen für Azubis oder Wochenendkurse in verschiedenen Locations als kompakte Incentive-/Teambuilding-Weiterbildung.

Finanzielle Fördermöglichkeiten
Die Kurse sind als Ergänzung einer abgeschlossenen Berufsausbildung in einem technischen oder kaufmännischen Beruf konzipiert. Die Schulung an der mt-academy zum Eventdesigner erhielt 2015 vom TÜV Hessen die Zertifizierung gemäß AZAV (Akkreditierungsund Zulassungsverordnung, Arbeitsförderung). Damit können Teilnehmer der Qualifizierung nach Prüfung des Teilnahmeantrags Transferleistungen gemäß § 110 und § 111 des SGB III erhalten. Verschiedene Finanzierungsund Förderungsmöglichkeiten sind auf dieser Grundlage möglich.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.